Qualität sichern |
01.03.2004 00:00 Uhr |
Die Frage ist vielmehr, warum werden diese Angriffe gefahren und wer steckt dahinter? Sind es vielleicht jene enttäuschten Interessengruppen, denen es nicht gelungen ist, mit dem GKV-Modernisierungsgesetz die Apotheken als Individualapotheken zu zerschlagen, um über Fremdbesitz Apothekenketten aufzubauen und einen unkontrollierten Versandhandel mit Arzneimitteln zu etablieren?
Schaut man auf die Umsätze der Handelsbranche wird klar, dass die Begehrlichkeiten dieser Unternehmen, den Gesundheitsmarkt zu erobern, groß sind. Auf Grund unbefriedigender Jahresergebnisse suchen Handelskonzerne wie beispielsweise die Metro-Gruppe nach neuen Geschäftsfeldern. Der Berufsstand muss deshalb damit rechnen, dass diese Branche, auch unterstützt durch Gewerkschaften und Unternehmerverbände, alles dafür tun wird, die letzte lukrative Insel des Einzelhandels sturmreif zu schießen. Dazu ist jedes Mittel recht. Die Argumentation wird lauten, wenn in den Apotheken bei Selbstmedikation nicht oder nur unzureichend beraten wird, dann können die Mittel auch über andere Handelskanäle vertrieben werden. Diese Argumentation würde weiter unterstützt, wenn die Apotheken, wie in Einzelfällen bereits geschehen, die Arzneimittel zu Dumping-Preisen verschleudern. Denn damit würden sie nicht nur das Arzneimittel als besondere Ware, sondern auch ihre eigene Beratungsleistung diskriminieren. Ähnliches gilt für Kundenbindungsinstrumente, die über Talersammeln ein Essen im Gourmetrestaurant versprechen.
Wenn der Apotheker ein freier Heilberufler bleiben möchte, wenn er will, dass in Deutschland die Selbstmedikationsarzneimittel nicht ihre Apothekenpflicht verlieren, dann sollte er alles daransetzen, dass andere seine Stellung und die Apothekenpflicht nicht in Frage stellen können.
Deshalb begrüße ich es ausdrücklich, dass die Bundesapothekerkammer bereits im letzten Jahr ein Programm zur Beratungsoffensive aufgelegt hat. Ich kann jeder Kollegin und jedem Kollegen nur empfehlen, sich zur Qualitätssicherung der eigenen Apotheke dem Pseudo-customer-Programm anzuschließen. In diesem Programm werden die Apotheken auch getestet. Der Unterschied zur Stiftung Warentest: Schlechte Ergebnisse werden mit den Betroffenen besprochen, um die Qualität in der entsprechenden Apotheke zu steigern. Nur eine nachgewiesene Qualität wird die unabhängige Apotheke auch in der Zukunft sichern können.
Professor Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur
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