Drei neue Krebsmittel nehmen wichtige Hürde |
Sven Siebenand |
28.04.2023 16:30 Uhr |
Drei haben die Hürde genommen. Eine EU-Zulassung für drei neue Krebsmedikamente rückt näher. / Foto: Adobe Stock/ChiccoDodiFC
Der vierte Zulassungskandidat ist der Wirkstoff Mavacamten. Der Myosin-Inhibitor soll bei hypertropher Kardiomyopathie zum Einsatz kommen, also nicht bei einer Krebserkrankung. Dies ist im Fall der drei vorab genannten Substanzen anders.
Glofitamab (Columvi®, Roche) soll als Monotherapie für Erwachsene mit rezidiviertem oder refraktärem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (r/r DLBCL), die mindestens zwei vorangegangene systemische Therapien erhalten haben, angewendet werden. Das DLBCL ist mit einem Anteil von circa 40 Prozent die häufigste Form des Non-Hodgkin-Lymphoms bei Erwachsenen.
Glofitamab ist ein T-Zell-aktivierender, bispezifischer Anti-CD20/Anti-CD3-Antikörper mit einer besonderen 2:1-Bindungsstruktur (2x CD20 : 1x CD3). Durch die gleichzeitige Bindung an CD20 auf der B-Zelle und CD3 auf der T-Zelle kommt es durch Glofitamab letztlich zur T-Zell-Aktivierung und -Proliferation, Sekretion von Zytokinen und Freisetzung zytolytischer Proteine, was zur Lyse von CD20-exprimierenden B Zellen führt. Glofitamab wird infundiert.
Der zweite Krebswirkstoff, der für eine EU-Zulassung vorgeschlagen wurde, ist Pirtobrutinib (Jaypirca®, Eli Lilly). Es handelt dabei sich um einen weiteren Bruton-Kinasehemmer. Er soll zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantelzell-Lymphom, die zuvor mit einem Bruton-Tyrosinkinasehemmer, etwa Ibrutinib, behandelt wurden, angewendet werden. Pirtobrutinib ist ein reversibler, nicht-kovalenter Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist an der Aktivierung von Signalwegen beteiligt, die für die B-Zell-Proliferation erforderlich sind. Pirtobrutinib wird oral eingenommen.
Als Drittes ist Futibatinib (Lytgobi®, Taiho Pharma) zu nennen. Diese Substanz ist ebenfalls oral verfügbar und bei Erwachsenen für die Zweitlinienbehandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Cholangiokarzinoms bestimmt, das durch Fusion oder Umlagerung des Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptors 2 (FGFR2) gekennzeichnet ist. Bedingung ist, dass die Erkrankung nach mindestens einer vorangegangenen systemischen Therapie fortgeschritten ist.
Dieses Einsatzgebiet deckt sich mit jenem von Pemigatinib, das bereits 2021 in den deutschen Handel kam. Während Pemigatinib ein Hemmer der FGFR-Isoformen 1, 2 und 3 ist, inhibiert Futibatinib auch die Isoform 4. Die FGFR-Phosphorylierung und -Signalübertragung sollen gehemmt werden.