Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Pilotstudie

Dostarlimab als Alternative bei bestimmtem Darmkrebs

In einer kleinen prospektiven Phase-II-Studie sprachen alle zwölf eingeschlossenen Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom, dessen Zellen ein Mismatch-Reparaturdefizit (dMMR) aufwiesen, auf eine Monotherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Dostarlimab an. Nach einer mindestens sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit war bei keinem der Patienten ein Resttumor nachweisbar.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 13.06.2022  14:00 Uhr

In einem Kongressbeitrag auf der ASCO-Jahrestagung 2022 und zeitgleich im »New England Journal of Medicine« (NEJM) berichten Dr. Andrea Cercek und Kollegen vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York sowie vom Department of Pathology der Yale University School of Medicine in New Haven von den erstaunlichen Ergebnissen einer kleinen prospektiven Phase-II-Studie, in der zwölf Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom mit dem PD-1-Inhibitor Dostarlimab (Jemperli®) behandelt wurden.

Wichtig ist, dass die Tumoren der Patienten ein sogenanntes Mismatch-Reparaturdefizit aufwiesen. Dadurch sind die Zellen nicht mehr in der Lage, Mutationen effizient zu reparieren. Das führt dazu, dass diese Tumoren sehr schlecht behandelbar sind. Andererseits können sie sich längst nicht so gut vor dem Immunsystem »verstecken«, wie das Tumoren gelingt, deren Zellen Mutationen noch zu einem gewissen Grad reparieren können. Wird daher das Immunsystem der Patienten durch die Gabe bestimmter Wirkstoffe aktiviert, besteht eine gute Chance, dass die durch die vielen Mutationen in den Zellen gebildeten Neoantigene erkannt und die Tumorzellen immunologisch eliminiert werden.

Auf dieser Überlegung, die keinesfalls neu ist, basiert die Hypothese der klinischen Studie, über deren Ergebnisse hier berichtet wird. Tatsächlich ist Dostarlimab in der Europäischen Union bereits für die Therapie von bestimmten Formen von Gebärmutterkrebs mit einer Mismatch-Reparatur-Defizienz bedingt zugelassen. Für die Behandlung des Rektumkarzinoms gibt es noch keine Zulassung.

Das könnte sich nach dieser Studie jedoch ändern. Denn das erstaunliche Ergebnis dieser Studie war, dass alle zwölf eingeschlossenen Patienten auf die Behandlung klinisch vollständig ansprachen, das heißt ein Tumor war mit keiner der eingesetzten diagnostischen Verfahren, darunter MRT, PET, endoskopische Untersuchungen, digitale rektale Untersuchung oder in Biopsiematerial nach einer mindestens sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit nachweisbar. Zum Zeitpunkt des Berichts hatte zudem keiner der Patienten eine Chemo-/Radiotherapie erhalten oder sich einer Operation unterzogen.

Große Resonanz in Fach- und Laienpresse

Dies sind bemerkenswerte Ergebnisse, denn wie Cercek in einem Beitrag auf »OncLive« betont, lautete die Nullhypothese, dass die Gesamtansprechrate weniger als 25 Prozent betragen würde – eine Annahme, die auf der Grundlage der Ansprechrate einer neoadjuvanten Chemotherapie bei Patienten mit dMMR-Kolonkarzinom von etwa 7 Prozent getroffen wurde. »Ein Verwerfen der Nullhypothese hätte ein Ansprechen von 11 oder mehr Patienten erfordert«, so Cercek.

Allerdings ist die Studie in vielerlei Hinsicht zu klein, um zuverlässige Schlüsse zu ziehen. Das Prinzip der gezielten Aktivierung des Immunsystems im Rahmen der Therapie von Tumoren, die Defizite bei ihren genetischen Reparaturmechanismen aufweisen, wird diese Studien jedoch sich weiter vorantreiben. So gehen die Autoren davon aus, dass zeitnah auch eine PD1-Blockade bei anderen lokalisierten Mismatch-Reparatur-defizienten Tumoren wie lokalisiertem Bauchspeicheldrüsen-, Magen- und Prostatakrebs, im Rahmen einer neoadjuvanten Behandlung untersucht werden.

Dies könnte die Tür für einen immunoablativen Ansatz öffnen. Wenn lokale oder entfernte Rezidive beobachtet werden, kann eine kombinierte Chemotherapie oder Bestrahlung zusätzlich zur Immun-Checkpoint-Blockade gerechtfertigt sein.

In einem begleitenden Editorial schreibt Professor Hanna K. Sanoff vom Lineberger Comprehensive Cancer Center der University of North Carolina in Chapel Hill, dass das Studienteam und die Patienten, die sich bereit erklärten, für eine vielversprechende, aber in ihrer Effizienz noch nicht bewiesenen Immun-Checkpoint-Blockade auf die Standardbehandlung zu verzichten, einen möglicherweise entscheidenen Einblick in eine revolutionäre Veränderung der Behandlung gegeben haben. Obwohl die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen bei PD1-Inhibitoren in der Regel höher ist als in dieser Studie, sind dauerhafte Folgen dieser Therapie eher selten.

Wenn sich die Immun-Checkpoint-Blockade als eine mögliche kurative Therapie für Rektumkarzinome erweisen sollte, blieben den Patienten, die nach diesem Schema behandelt werden könnten, möglicherweise funktionelle Einschränkungen, wie sie oft aus der Standardtherapie resultieren, erspart, so die Autorin des Editorials.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa