Doppelschlag gegen Tumoren |
Theo Dingermann |
01.11.2023 15:00 Uhr |
Die Autoren spekulieren zudem über synergistische Therapieoptionen, die das Selbsttötungsprogramm von Zellen über Fas-Rezeptoren aktivieren könnten. Derartige Optionen sind vor allem hilfreich – wenn nicht gar erforderlich –, wenn teils äußerst heterogen zusammengesetzte Tumore therapiert werden sollen. Dazu zählen unter anderem Eierstockkrebs, dreifach negativer Brustkrebs sowie Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Hier bringen die Forschenden die Therapie mit autologen T-Zellen ins Spiel, die in vitro mit einem artifiziellen T-Zell-Rezeptor ausgestattet wurden. CAR-T-Zelltherapien konnten bei soliden Tumoren bisher allerdings noch nicht ihr Potential zeigen. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum einen ist in dem dichten Zellverband eines soliden Tumors schlichtweg kein Platz vorhanden, um die einzelnen Tumorzellen mithilfe eines CAR-T-Zellansatzes an bestimmten Stellen anzugreifen. Hier könnte eine initiale Wirkung des Fas-vermittelten Angriffs auf Tumorzellen helfen: Dieser könnte durch Apoptose den Zelltod herbeiführen und – so die Hypothese der Forschenden – Lücken schaffen, in die die CAR-T-Zellen eindringen können, um ihrerseits Tumorzellen zu eliminieren.
Zum anderen tragen in komplex heterogenen Tumoren nicht alle Tumorzellen das Antigen, gegen das der artifizielle T-Zell-Rezeptor der CAR-T-Zellen gerichtet ist. Diese Zellen entkommen dem Angriff der CAR-T-Zellen, werden dann aber mit dem zweiten Ansatz über das Fas-Signaling konfrontiert. Dies wird als Bystander-Effekt bezeichnet.
Konkret könnte ein Fas-Rezeptoragonist einen CAR-T-Bystander-Effekt erzeugen, indem er auch diejenigen Krebszellen in den Zelltod treibt, die das Antigen verloren haben, gegen das der artifizielle T-Zell-Rezeptor der CAR-T-Zellen gerichtet ist. Mit anderen Worten: Die Aktivierung des Fas-Rezeptors könnte Krebszellen eliminieren und die Wirksamkeit einer CAR-T-Zelltherapie verbessern – gewissermaßen ein Doppelschlag gegen den Tumor.