Dino-Video der Gematik verärgert Apothekerschaft |
Melanie Höhn |
06.12.2023 12:45 Uhr |
Laut Gematik haben viele Praxisteams in den vergangenen Wochen die Arbeit mit dem E-Rezept intensiviert und stellen häufig nach den ersten Erfahrungen komplett um. / Foto: ABDA
Das Video, das inzwischen auf allen Kanälen gelöscht wurde, beinhaltete einen Erklärtext mit folgendem Wortlaut: »Bleib’ nicht in der Vergangenheit stecken, stell’ jetzt auf das E-Rezept um«. Doch der Beifall zu dieser Idee blieb innerhalb der Apothekerschaft aus – mehrere Stimmen äußerten ihre Verärgerung über die Darstellung in dem Video. Schließlich liegt es nicht an den Apotheken, die schon lange »E-Rezept ready« sind, dass noch so viele rosa Rezepte dort einflattern.
Die »Historisierung« durch den Dinosaurier bezieht sich ausschließlich auf das alte Muster-16 und nicht auf eine Apothekerin oder einen Apotheker, erklärte die Gematik auf PZ-Nachfrage. Zudem wolle die Gesellschaft verschiedene Zielgruppen ansprechen, dabei sei die Resonanz unterschiedlich, so die Sprecherin weiter. Die Kampagne sei Teil verschiedener Kommunikationsmaßnahmen zum E-Rezept und »soll Arztpraxen auf die verschiedenen Informationsangebote zum E-Rezept hinweisen sowie Ärztinnen und Ärzte motivieren, die verbleibende Zeit des Jahres zu nutzen, um sich mit dem E-Rezept zu beschäftigen«. Die Gematik spiele »fortlaufend verschiedene Formate, Ausrichtungen und Motive aus, um die Zielgruppe auf unterschiedliche Weise zu erreichen«, so die Sprecherin weiter.
Laut Gematik haben viele Praxisteams in den vergangenen Wochen die Arbeit mit dem E-Rezept intensiviert und stellen häufig nach den ersten Erfahrungen komplett um. »Das E-Rezept bewährt sich, die Apotheken sind flächendeckend vorbereitet und haben bereits viele E-Rezepte beliefert. Wir sind zuversichtlich, dass Arztpraxen ihren Patientinnen und Patienten das E-Rezept ab dem Jahreswechsel vorwiegend bereitstellen werden«, sagte Hannes Neumann, Produktmanager E-Rezept bei der Gematik. Inzwischen wurden mehr als 10 Millionen E-Rezepte eingelöst.
Trotzdem gibt es laut Ralf König, Vorsitzender der E-Rezept-Enthusiasten, bei Apotheken und Ärzten noch viele Fragen zu beantworten. »Aktuell stellen wir fest, dass manche Ärzte, die E-Rezepte ausstellen, diese nicht unmittelbar signieren«, erklärte König. Das habe zur Folge, dass die Patientin oder der Patient nicht sofort Zugriff auf seine E-Rezepte hat. »Denn erst mit der Signatur des Arztes ist das E-Rezept in der Apotheke einlösbar. Eine Verzögerung der Signatur führt dazu, dass der Patient wieder nach Hause oder zurück in die Praxis geschickt werden muss. Wir raten allen Apotheken, hier eine offene Kommunikation mit ihren Ärzten zu suchen, um Missverständnisse bei der Signatur aus dem Weg zu räumen«, so König weiter.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.