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Digitale Kompetenz braucht Menschen

Etwa die Hälfte der Patienten versteht Gesundheitsinformationen kaum oder nicht. Sie brauchen Fachleute wie Ärzte und Apotheker, die ihnen wichtige Informationen erklären und sie bei der Umsetzung begleiten. »Der Faktor Mensch ist entscheidend«, hieß es im Themenforum Gesundheitskompetenz beim Deutschen Apothekertag.
Brigitte M. Gensthaler
Cornelia Dölger
11.10.2018  17:04 Uhr

Gesundheitskompetenz wird heute immer wichtiger, und die Informations- und Wissensgesellschaft hält eine Vielzahl von einfach und ständig verfügbaren Informationen bereit. Doch die Quantität macht´s nicht. Entscheidend ist, dass Menschen die passende und valide Information finden, verstehen und umsetzen können. Doch das können viele nicht oder nicht gut.

Mangelnde Kompetenz betrifft laut Studien vor allem Menschen mit geringer Bildung oder Migrationshintergrund sowie Ältere und Menschen mit niedrigem Sozialstatus. »Auch chronisch Kranke haben oft Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen und sind überfordert«, berichtete Dr. Eva-Maria Berens von der Universität Bielefeld. Da viele Menschen das Finden und Beurteilen von guten Informationen als schwierig erleben, habe die persönliche Beratung so hohen Stellenwert.

Patienten wünschen sich Individual-Apps

Der menschliche Kontakt ist auch in der digitalen Welt unverzichtbar, wie Dr. Alexander Schachinger, Gründer von EPatient RSD, Berlin, aufzeigte. Heute gebe es 4000 bis 5000 Websites in deutscher Sprache zu Gesundheitsthemen – dies sei wie eine Parallelwelt. »Aber der Patient wünscht sich eine App zu seiner persönlichen Therapie vom Arzt oder Apotheker, dann wird die App am besten genutzt und wirkt am besten.« Auch die digitale Kompetenz ist Schachinger zufolge ungleich verteilt: Höheres Alter und geringere Bildung sind starke Prädiktoren für eine schlechtere Kompetenz. Das sei wichtig zu wissen, um zielgruppengerechte Anwendungen zu entwickeln. Aus etwa 80 weltweiten Studien wisse man, dass Aufklärung durch Ärzte und Apotheker nötig ist, damit Menschen Gesundheits-Apps nutzen und stärker beibehalten. »Der Faktor Mensch ist entscheidend.«

Dies entspricht auch der Erfahrung von Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der Unabhängigen Patientenberatung (UPB), die im vergangenen Jahr etwa 155.000 Anfragen von Patienten beantwortete. Daraus ergebe sich, dass viele Patienten tatsächlich »an die Hand genommen werden und sehr detaillierte Informationen bekommen wollen«. Die meisten Heilberufe wünschten sich mündige Patienten, aber dies entspreche oft nicht der Realität.

Apotheke kann digital

Dass digitale Angebote keineswegs konträr zur Apotheke stehen, unterstrich ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold in der Diskussion. Er sehe digitale Anwendungen als Werkzeuge in der Hand des Fachmanns. »Sie können das persönliche Gespräch nicht ersetzen, aber verlängern.« Beispielsweise könne der Apotheker dem Patienten ein Video mitgeben, das ihm genau erklärt, wie das für ihn verordnete Asthmaspray anzuwenden ist.

Arnold nutzte das Forum, um auf das Potenzial der Apotheker hinzuweisen. Sie hätten viele Angebote in der Prävention, »aber wir kommen nicht in den Leistungskatalog der Krankenkassen hinein«. Apotheker würden gerne Verträge abschließen über Leistungen, die honoriert werden. »Leistungen on-top der üblichen Beratung müssen honoriert werden. Sie haben einen hohen Mehrwert.« Zur Frage der Honorierung äußerte sich Dr. Kai Kolpatzik, AOK-Bundesverband, zurückhaltend und verwies auf Modellversuche zum Medikamentenmanagement. Es werde sich entscheiden, ob Beratung honoriert wird.

Aus dem Publikum kam unter anderem der Vorstoß, das Thema Selbstmedikation im Gesundheitswesen stärker hervorzuheben. Der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, betonte, dass inzwischen jede zweite abgegebene Arzneimittelpackung ein OTC-Präparat sei, also ein selbst gekauftes, was die Krankenkassen erheblich entlaste. »Ich möchte den Fokus darauf lenken, dass unser Gesundheitssystem nicht funktionieren würde, wenn es keine Selbstmedikation mit Hilfe seitens der Apotheker gäbe«, sagte Preis. Hierbei wünschte er sich mehr Unterstützung durch die Kassen. Preis bekam dafür Zustimmung vom Podium.  ABDA-Vizepräsident Arnold unterstrich, wie bedeutsam die Apothekenpflicht sei.

Er fokussierte: »Die digitale und die analoge Welt brauchen einander. Ihre Ziele sind gleich: Gesundheit. Wir Apotheker haben keine Angst vor digitalen Werkzeugen.«

Fotos: PZ/Alois Müller

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