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Medizinstudium mit Maus und Computer

17.05.2004  00:00 Uhr
E-Learning

Medizinstudium mit Maus und Computer

von Julia Ranniko, Gießen

Der virtuelle Patient hat Fußpilz. Wie kommt es zu einer solchen Infektion? Wie grenzt man sie von Krankheiten mit ähnlichen Symptomen ab, etwa der Schuppenflechte? Medizinstudenten in Hessen können Ursachen und Behandlung der ansteckenden Erkrankung seit diesem Semester mit Maus und Computer erforschen: Kostenlose Internet-Kurse etwa zur Dermatologie oder Arzneimittelkunde sollen die klassische Vorlesung ergänzen.

Das Projekt «k-med» (k für knowledge = Wissen) werde das Studium an den Universitäten Gießen, Marburg und Frankfurt am Main «anschaulicher und effizienter» machen, kündigt Wissenschafts-Staatssekretär Joachim-Felix Leonhard an. Mit der computergestützten Lehre, dem E-Learning, will Projektleiter Professor Andreas Sziegoleit die Ausbildung der angehenden Ärzte sogar komplett umkrempeln: Ihm schwebt vor, künftig 75 Prozent des Wissens online zu vermitteln - und nur noch 25 Prozent im Hörsaal.

«Warum soll ein Medizinprofessor Studenten in einer Massenveranstaltung die Handwurzelknochen an der Tafel vormalen», fragt Sziegoleit, «obwohl sie sich das sehr schön am Bildschirm beibringen können?» Wenn sie bereits am heimischen Computer Grundlagen ihres Fachs erarbeiteten, könnten Seminare für intensive Diskussionen etwa über Krankheitsbilder und Therapien genutzt werden: «Dann begegnet der Dozent wohlinformierten Studenten.»

Theorie anschaulich gemacht

Mit Fallbeispielen, Abbildungen und Animationen soll «k-med» den künftigen Praktikern daher die Theorie der Medizin schmackhaft machen. Animationen zeigen etwa, wie der Angriff eines Virus auf eine Zelle abläuft und in welche Richtungen Blut und Galle innerhalb der Leber fließen. Zur Prüfungsvorbereitung sind Testaufgaben in die Texte eingestreut. 30 Kurse rund um die Immunologie, Mikrobiologie und Strahlenmedizin sind bereits im Netz abrufbar, Einheiten zur Genetik, Hygiene und Arbeitsmedizin sollen folgen.

«Dass das Projekt fast den kompletten Inhalt des Studiums abdeckt und nicht nur Ausschnitte, macht es bundesweit einzigartig», sagt die Sprecherin des hessischen Wissenschaftsministeriums, Adrienne Lochte. Das rund vier Millionen Euro teure Projekt stößt bei Studenten überwiegend auf Zustimmung. «Wenn man mit diesem Geld versucht hätte, die Vorlesungen zu verbessern, wäre mir das lieber gewesen», sagt allerdings Astrid Bergmann, die im neunten Semester Medizin studiert. «Mir würde statt Online-Kursen auch ein Lehrbuch reichen.» Ihre Kommilitonin Barbara Büttner dagegen schwärmt: «Was man sich sonst mühsam aus vielen Fachbüchern zusammensuchen müsste, kann man hier in kurzer Zeit lernen.» Und ein Medizinstudent lobt, dass er sich mit seinem Passwort zu jeder Tages- und Nachtzeit einloggen kann: «Ich kann lernen, wann ich will.»

Aktuell, schnell, präsent

Der größte Vorteil von «k-med» ist für Projektleiter Sziegoleit jedoch, dass man die virtuellen Informationen stets auf dem aktuellen Forschungsstand halten kann: «Das geht mit keinem gedruckten Lehrwerk.» Bei gut gemachten Internet-Angeboten sei das Erlernte nach drei Monaten zudem präsenter als bei einer Vorlesung, sagt Martin Gotthardt von der Universität Marburg. Dort hat Gotthardt bereits mehr als 500 Online-Klausuren schreiben lassen. Ersten Untersuchungen aus der Probephase zufolge bekamen jene Studenten bessere Noten, die sich mit «k-med» vorbereitet hatten.

Der virtuelle Fachbereich für die knapp 7000 Medizinstudenten in Hessen ist mit hohem Aufwand entwickelt worden: Seit 1999 tüfteln 80 Mitarbeiter an der Umsetzung, sieben Hochschulen sind unter Federführung der Gießener Universität beteiligt - Marburg, Frankfurt am Main, Darmstadt (Technische Universität, Fachhochschule), Erlangen und Münster. Rund 1600 Studenten haben bereits in das Lernprogramm hineingeschnuppert, wie Staatssekretär Leonhard berichtet: «Der Erfolg ermuntert uns, das Projekt auf andere Fächer - etwa die Ingenieurwissenschaften - auszuweiten.»

 

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