»Dieses Spiel spielen wir nicht mit!« |
Lukas Brockfeld |
09.10.2024 11:30 Uhr |
Im Anschluss ging Hubmann auf die prekäre finanzielle Lage vieler Offizinen ein. »Es ist nicht hinzunehmen, dass wir im Jahr 2024 mit einem Honorar des Jahres 2013 arbeiten. Genau genommen sind wir derzeit sogar auf dem Stand von 2004, wenn man den seit fast zwei Jahren erhöhten Kassenabschlag berücksichtigt«, sagte Hubmann. Das Skonto-Urteil habe die Lage zusätzlich verschärft.
»Die Kosten der Apotheken sind seit 2013 um 60 Prozent gestiegen, das Preisniveau um 30 Prozent, während unser Fixhonorar gleichgeblieben ist. Das gibt es nirgendwo im Gesundheitswesen, und wir können und dürfen das nicht mehr akzeptieren«, erklärte der DAV-Vorsitzende. Daher bräuchte es sofort eine spürbare Erhöhung des Honorars. Man könne nicht auf eine langwierige Verhandlungslösung warten und auch die vom Gesundheitsministerium geplante Umverteilung des Honorars sei keine Lösung.
»Die im Apothekenreformgesetz genannten Maßnahmen ergeben einen toxischen Mix, der die wirtschaftliche Lage der Apotheken noch weiter verschlechtern und die Personalknappheit verschärfen würde«, sagte Hubmann. Unter solchen Bedingungen sei kaum noch jemand bereit, eine Apotheke zu gründen oder zu übernehmen.
Angesichts des demografischen Wandels stehe das deutsche Gesundheitswesen unter wachsendem Druck. Die Apotheken könnten eine wesentliche Rolle bei der Lösung der zukünftigen Probleme spielen. Pharmazeutische und präventive Dienstleistungen wie Testen, Impfen und Screenings könnten die Ärzteschaft deutlich entlasten. »In vielen anderen Ländern geht man genau diesen Weg und nutzt die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker – dies muss das Ziel sein«, so der DAV-Vorsitzende.
Die im Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) vorgesehenen neuen pharmazeutischen Dienstleistungen seien eigentlich ein begrüßenswerter Schritt in die richtige Richtung. Doch für die Umsetzung bräuchte es anwesende Apotheker und solide finanzierte Offizinen. »Damit konterkariert der Entwurf zur Apothekenreform das GHG – man könnte auch sagen: das eine Gesetz schafft ab, was das andere voraussetzt«, erklärte Hubmann.
Es sei bedauerlich, dass das Gesundheitsministerium die Pharmazeutischen Dienstleistungen (PDL) als »Flop« bezeichnet habe. »Wir Apothekerinnen und Apotheker wollen und können pharmazeutische Dienstleistungen. Wenn man uns aber im Apothekenalltag so sehr mit Bürokratie und kaum honorierten Zusatzleistungen belastet, uns mehr Beinfreiheit bei der Arzneimittelabgabe verweigert und uns dann auch noch immer mehr die wirtschaftliche Grundlage entzieht, muss man sich nicht wundern, wenn wir kaum Ressourcen haben, um pharmazeutische Dienstleistungen zu erbringen«, stellte der DAV-Vorsitzende klar.
Das diesjährige Motto der Expopharm »Für die Zukunft unserer Apotheken« könne aktueller nicht sein. Hubmann beschrieb die vielen spannenden Angebote der Messe und bedankte sich bei allen Speakern, Marktpartnern und Organisatoren. Der DAV-Vorsitzende beendete seine Rede mit den Worten: »Ihnen allen wünsche ich eine inspirierende Zeit hier in München, spannende Gespräche, neue Erkenntnisse und viele wertvolle Impulse für die Zukunft. Ich erkläre die Expopharm 2024 hiermit für eröffnet!«