»Dieses Signal wird niemanden kaltlassen« |
Cornelia Dölger |
15.11.2023 13:05 Uhr |
Entbudgetierung, Regresse, nicht funktionierende Digitalisierung – auch die Ärzteschaft sorgt sich. Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe, unterstrich bei der Pressekonferenz, die Ärzte hätten Probleme, gut ausgebildete Medizinische Fachangestellte zu bekommen, der Personal- und Nachwuchsmangel sei allerorten massiv. »So wird es immer schwieriger, die Versorgung zu sichern«, so Rettstadt. Hinzu komme die Digitalisierung – »erforderlich«, aber leider, so Rettstadt, in vielen Fällen nicht funktionsfähig. »Wir sind nicht gegen Digitalisierung, aber wir sind da nicht gefragt worden«, so Rettstadt.
»Herr Lauterbach, kommen Sie aus Ihrem Elfenbeinturm heraus«, forderte Volker Schrage, Vize-Vorstandsvorsitzender der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Die Ärzteschaft brauche handfeste Handlungen und eine vernünftige Politik. Nicht nur sei die Finanzierung nicht tragfähig, auch die Bürokratie fresse einen Großteil der Zeit in den Praxen. Den Schulterschluss mit den Apotheken fand er wichtig, indem er betonte, ob es nun Regresse oder Retaxe seien, die die Heilberufler um ihr Honorar brächten – »das sind alles Probleme, die wir gemeinsam haben«, so Schrage.
Daniela von Nida, Inhaberin Alte Apotheke Groß-Zimmern, berichtete auf der Bühne aus ihrem Alltagsleben in der Apotheke mit Personalnot, Lieferengpässen und überbordender Bürokratie. Bei ihr sei ein SPD-Politiker zu Gast gewesen, der sie gefragt habe, was Apotheken noch anbieten wollten, um Geld zu verdienen. Doch von Nida sehnt sich derzeit nicht nach weiteren Aufgaben, sondern ist froh, wenn sie mit ihrem Team die Versorgung gestemmt bekommt. »Das macht keinen Sinne«, so von Nida. »Es muss einfach die Grundvergütung angepasst werden.«
Zum Abschluss der Kundgebung schickte AVWL-Chef Rochell, bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein, eine klare Botschaft nach Berlin: Herr Lauterbach möge mit dem »Wegducken« aufhören. Er müsse »das Arbeiten mit uns« anfangen, forderte Rochell unter Applaus.
Im Anschluss zogen die tausenden Teilnehmer noch auf einem Protestmarsch durch die Dortmunder Fußgängerzone bis zur Westfalenhalle. Befragte Passanten erklärten unisono gegenüber der PZ, dass sie Verständnis für die Sorgen der Apotheken hätten und dass sie den Protest unterstützten.