»Dieses Signal wird niemanden kaltlassen« |
Cornelia Dölger |
15.11.2023 13:05 Uhr |
Rund 5000 Apothekenmitarbeitende protestierten heute in Dortmund gegen die Reformpläne von Bundesgesundheitsminisiter Karl Lauterbach (SPD). / Foto: PZ/Dölger
Befragt von PZ-Chefredakteur Alexander Müller nach den umstrittenen Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD), sagte Overwiening: »Daran kann man nichts gut finden«, worauf tosender Applaus aufbrandete. Dass der Minister mit seinen Plänen zum Bürokratieabbau, also auch den »Apotheken light«, neun Millionen Euro einsparen wolle, sei ein Trugschluss. »Das Gegenteil wird eintreten.«
Es gelte, die »Seifenblasenpolitik« des Ministers zu entlarven, Lauterbach spiele mit trojanischen Pferden, wenn er mit Pseudo-Entlastungen zur Zerstörung des bewährten Apothekenwesens beitrage, sagte Overwiening und erntete dafür Sprechchöre wie: »Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns Gesundheit klaut.«
Kurz vor der Kundgebung hatten sich bei einer Pressekonferenz die Heilberufler gemeinsam gegen die Sparpolitik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ausgesprochen. Ziel der Aktion heute sei, gehört zu werden und auf Augenhöhe mit der Politik zu diskutieren.
»Das, was wir leisten, wird bald so nicht mehr zu stemmen sein«, hatte Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL), bei der Pressekonferenz kurz vorher gewarnt. Die Apotheken seien seit Monaten an dem Punkt, an dem sie chronisch unterfinanziert seien.
Ziel des Ganzen sei die Stabilisierung der ambulanten Gesundheitsversorgung, betonte dort auch Overwiening. »Wir sichern die Versorgung und den sozialen Frieden.« Die Apotheken wollten einen Austausch auf Augenhöhe mit der Politik. Der »Sinkflug der Apotheke« führe dazu, »dass wir uns bemerkbar machen müssen«.
Andreas May von der Adexa betonte, es gehe auch um den Erhalt von wohnortnahen Arbeitsplätzen. Betriebsbedingte Kündigungen nähmen zu, »das Apothekensterben geht immer schneller«. Wichtig sei, dass die verbleibenden Apotheken zu mehr Geld kämen. Später auf der Bühne befragte PZ-Chefredakteur Müller ihn nach den Reformplänen, die unter anderem PTA-Vertretung in Filialen vorsehen. Die PTA wollten dies nicht, so May. »Das ist Ausbeutung.«
Die NRW-Patientenbeauftragte Claudia Middendorf erteilte den geplanten Gesundheitskiosken eine Absage. Das Projekt von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) möge eine Beratungsoption sein. »Für die Gesundheitsversorgung taugt es aber nicht«, so Middendorf. Es müsse verhindert werden, dass Lauterbachs Pläne »Parallelwelten« im Gesundheitswesen schaffen würden, wofür die Patientenbeauftragte viel Applaus bekam.
Die Reformpläne des Ministers, die an die Grundfesten des Apothekenwesens rühren, seien »ein fatales Signal«, so Middendorf. Die umfassende Gesundheitsversorgung sei mit »Apotheken light« nicht zu gewährleisten. Politiker, namentlich Lauterbach, müssten mitbekommen, was den Patientinnen und Patienten wichtig sei. Dafür brauche es bessere Rahmenbedingungen, nicht nur in Deutschland, auch europaweit. Die Honorarforderung der Apotheken sei mehr als berechtigt.