Dieser Test zur Diagnose ist zuverlässiger |
Laura Rudolph |
22.11.2023 12:00 Uhr |
Bei körperlicher Anstrengung oder Hitze sind erhöhte Trinkmengen normal. Wer jedoch regelmäßig mehr als drei Liter pro Tag trinkt, könnte an einer seltenen Hormonmangelerkrankung leiden. / Foto: Getty Images/ mikroman6
Bei Diabetes insipidus herrscht entweder ein Mangel des antidiuretischen Hormons (ADH) vor, das in der Niere die Rückgewinnung von Wasser aus dem Primärharn stimuliert, oder die renalen ADH-Rezeptoren sind unempfindlich gegenüber dem Hormon. Betroffene trinken in extremen Fällen bis zu 30 Liter pro Tag und müssen entsprechend viel Wasser lassen.
Krankhaftes Vieltrinken ist jedoch nicht immer organisch bedingt und kann beispielsweise auch im Rahmen von psychischen Erkrankungen auftreten (primäre Polydipsie). Während dies eine Verhaltenstherapie erfordern kann, wird Diabetes insipidus medikamentös behandelt. Eine korrekte Unterscheidung ist daher wichtig.
Ein Forscherteam um Dr. Julie Refardt vom Universitätsklinikum Basel hat untersucht, ob der Kochsalz- oder der Arginin-Infusionstest zuverlässiger einen ADH-Mangel anzeigt. Die Ergebnisse sind kürzlich im Fachjournal »New England Journal of Medicine« erschienen. In der Studie erwies sich der Kochsalz-Infusionstest mit einer Trefferquote von 95 Prozent als zuverlässiger als der Arginin-Infusionstest.
Beim Kochsalz-Infusionstest erhalten Patienten eine dreiprozentige Kochsalzlösung per Infusion. Das erhöht den Natriumspiegel im Blut und regt die Produktion von ADH an. Im Blut lässt sich anschließend die Konzentration des besser detektierbaren ADH-Vorläuferhormons Copeptin messen. Diese Methode erfordert allerdings eine engmaschige Überwachung der Serumkonzentration von Natrium und kann mit Kopfschmerzen, Schwindel und Unwohlsein verbunden sein.
Als besser verträgliche Alternative gilt der Arginin-Infusionstest, bei dem anstelle von Kochsalz Arginin per Infusion verabreicht wird. Analog zum Kochsalz-Infusionstest wird Copeptin im Blut bestimmt. Hier entfallen die für eine Hypernatriämie typischen Nebenwirkungen sowie das engmaschige Natrium-Monitoring. Mit zu 75 Prozent korrekt anzeigten Ergebnissen erwies sich dieser Test allerdings als weniger zuverlässig als der Kochsalz-Infusionstest mit einer Trefferquote von 95 Prozent.
Das Team um Refardt führte beide Tests an 158 Patienten mit Symptomen eines Diabetes insipidus beziehungsweise einer primären Polydipsie an jeweils unterschiedlichen Tagen durch. Zwei Endokrinologen überprüften die Ergebnisse durch weitere diagnostische Verfahren. »Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen wir den Salzinfusions-Test als Goldstandard für eine zuverlässige Unterscheidung zwischen Polydipsie und Vasopressin-Defizit«, schlussfolgert Refardt.