Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Arzneistoffe vor der Zulassung

»Diese sollten Sie sich merken«

Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Frankfurt am Main, gab traditionell einen Überblick über neue Arzneistoffe, die in Europa kurz vor der Zulassung stehen. Er betonte, wie wichtig es für Apotheker ist, frühzeitig über Neuentwicklungen auf dem Arzneimittelmarkt Bescheid zu wissen.
AutorKontaktKerstin A. Gräfe
Datum 09.06.2023  15:00 Uhr

Als einen Arzneistoff mit Blockbuster-Potenzial bezeichnete der Apotheker den oralen Neurokinin(NK)-3-Rezeptorantagonisten Fezolinetant. »Es handelt sich um eine hormonfreie Alternative zur Behandlung vasomotorischer Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche in den Wechseljahren«, informierte der pharmazeutische Chemiker. NK-Rezeptorantagonisten wirken über sogenannte Kisspeptin-Neurokinin-B-Dynorphin-Neurone (KNDy-Neurone), die das Rückgrat des Thermoregulationszentrums darstellen. In der Menopause hypertrophieren KNDy-Neurone; die vermehrte Expression von Neurokinin B (NKB) und Kisspeptin führt zu »hot flushes«. NKB wirkt über den Neurokinin-3-Rezeptor (NK3R).

In den USA hat Fezolinetant (Veozah™) im vergangenen Monat eine Zulassung erhalten. Bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) liegt ein Antrag vor. »In den Zulassungsstudien konnte der neue Arzneistoff die Beschwerden von sieben Attacken pro Tag um zwei bis drei Episoden verringern«, so der Referent. Mit Elinzanetant von Bayer befinde sich ein weiterer oraler NK-Rezeptorantagonist in Phase III der klinischen Prüfung. Im Gegensatz zu Fezolinetant handelt es sich um einen dualen Antagonisten, der Neurokinin-1 und -3 adressiert. Schubert-Zsilavecz rechnet mit einem Paradigmenwechsel in der Behandlung von vasomotorischen Beschwerden in den Wechseljahren.

Auch in der Indikation Typ-1-Diabetes ist eine Innovation am Start: Der in den USA bereits zugelassene Antikörper Teplizumab (Tzield™) soll den Übergang von Prädiabetes zu manifestem Diabetes hinauszögern. Typ-1-Diabetes entsteht meist bereits in sehr jungen Jahren infolge einer autoimmunen Beta-Zell-Destruktion, die zu einem absoluten Insulinmangel führt. Eine Schlüsselrolle bei der Manifestation spielen spezielle Autoantikörper. Teplizumab bindet an das Oberflächenantigen CD3 auf T-Lymphozyten, was letztlich modifizierend in den Autoimmunprozess eingreift und den Prozess bremst. »Im Kern geht es darum, Patienten im Stadium 1 und 2 zu schützen«, so der Apotheker. Schubert-Zsilavecz erwartet weitere Arzneistoffe dieser Gruppe: »Die Immunologie ist das Zukunftsfach der Pharmazie«.

Mit ausgeklügelter Technologie gegen Dellwarzen

Die Begeisterung des pharmazeutischen Chemikers angesichts der cleveren Technologie eines weiteren Kandidaten war bei dessen Vorstellung unverkennbar: Mit Berdazimer befindet sich ein Diazeniumdiolat-modifiziertes Polysiloxan als antivirales Gel vor der Zulassung, dessen Wirkung auf der Speicherung und kontrollierten Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) beruht. »Das besondere Merkmal des Berdazimer-Gels ist die ausgeklügelte Formulierung für die topische Applikation«, sagte Schubert-Zsilavecz. Das NONOat-Polymer ist in ein protisches Hydrogel eingebettet, um so den pH-Wert abzusenken und in einem langsamen, kontrollierten Prozess die NONOat-Gruppe zu protonieren. Im sauren Milieu ist diese nämlich instabil und setzt zwei Moleküle NO frei. Zum Einsatz soll das Gel bei Dellwarzen kommen.

»Ein PASI 100 ist heute bei der Plaque-Psoriasis mit den Kinasehemmern kein Hexenwerk mehr«, sagte der Referent. Anders sehe das bei der topischen Therapie aus. Mit Tapinarof (Vtama®), das bereits eine US-Zulassung hat, steht nun auch in Europa ein neues Wirkprinzip für die Lokalbehandlung vor der Zulassung. Tapinarof wirkt wie Teer, das in den Leitlinien immer noch empfohlen wird, als Agonist am Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor (AhR). Bei chronisch entzündlicher Haut liegt eine nicht-kanonische Regulation des AhR vor. Die Aktivierung des AhR wirkt antientzündlich und normalisiert die Keratinozyten-Differenzierung. Aufgrund des Wirkprinzips sei auch die Indikation atopische Dermatitis denkbar, so Schubert-Zsilavecz.

»Mit diesem Kandidaten möchte ich Hoffnung verbreiten«, sagte der Apotheker. Mit der Kombination Phenylbutyrat/Ursodoxicoltaurin (Relyvrio®) könnte zukünftig eine Option zur Behandlung der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) verfügbar sein. ALS ist eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die in der Regel innerhalb von zwei bis vier Jahren zu zunehmender Behinderung durch Muskellähmungen und letztlich zum Tod führt. In Deutschland ist zur Behandlung nur Riluzol (Rilutek®) zugelassen. In der US-Zulassungsstudie CENTAUR konnte die Kombination die Überlebenszeit um etwa sechs Monate verlängern. »Das ist ein kleiner, aber keinesfalls unbedeutender Schritt«, betonte Schubert-Zsilavecz. Weitere Kandidaten stünden vor der Zulassung.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa