Die Vor- und Nachteile der Abnehmspritzen |
»Angesichts der Neuheit der Medikamente und ihrer in die Höhe schießenden Popularität ist es wichtig, die Auswirkungen auf alle Körpersysteme systematisch zu analysieren, um zu verstehen, was sie tun und was nicht«, wird Al-Aly in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Ziel sei eine umfassende Kartierung der Verbindungen dieser Wirkstoffe zu sämtlichen Organsystemen.
Die Autoren verglichen den gesundheitlichen Status von rund 216.000 Typ-2-Diabetikern, die GLP1-RA anwendeten, mit dem von gut 1,2 Millionen Veteranen, die andere Therapien gegen die Stoffwechselerkrankung verordnet bekommen hatten. »Anhand so großer Datenmengen kann man auch seltene Nebenwirkungen ermitteln«, erklärt Tacke, der dem wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) angehört.
Insgesamt nahm das Team 175 mögliche medizinische Auswirkungen in den Fokus. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 3,7 Jahre. Resultate: Für 42 gesundheitliche Probleme sank unter der GLP-1-RA-Therapie das Risiko, dagegen stieg es für 19 andere.
Günstige Effekte fand das Team auf Suchtprobleme, etwa mit Alkohol, Opiaten, Tabak oder Cannabis, aber auch für psychotische Störungen, Demenz wie etwa Alzheimer, Blutgerinnungsstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Infektionskrankheiten und diverse Atemwegsprobleme von Bronchitis über Lungenentzündung bis zu chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Mit einer Risikominderung von jeweils meist 10 bis 20 Prozent fällt die Effektstärke jedoch eher mäßig aus.
»GLP-1-RA-Präparate wirken auf Rezeptoren in Gehirnarealen, die an Impulskontrolle, Belohnung und Sucht beteiligt sind«, erläutert Al-Aly. »Das erklärt möglicherweise ihre Wirksamkeit beim Drosseln von Appetit und Suchterkrankungen.« Die möglicherweise verringerte Demenzgefahr erklärt er mit der entzündungshemmenden Wirkung im Gehirn. Das geringere Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt Tacke auf die Gewichtsreduktion und eine veränderte Lebensführung wie etwa mehr Bewegung zurück.
Die Studie bestätigt auch Analysen, wonach GLP-1-RA-Präparate nicht mit suizidalen Gedanken und Selbstverletzungsgedanken einhergehen. Diese Gefahr sei sogar reduziert, schreibt die Gruppe und verweist auf mögliche antidepressive Eigenschaften der Medikamente.
Als Risiken nennt die Gruppe unter anderem Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Sodbrennen, Gelenkentzündungen, Schlafstörungen, Synkopen und Hypotonie. Zudem könnte die Einnahme in seltenen Fällen entzündliche Prozesse in den Nieren und der Bauchspeicheldrüse fördern. Tacke erklärt die bekanntermaßen häufigen Magen-Darm-Probleme mit der längeren Verweildauer der Nahrung im Verdauungstrakt.