Pharmazeutische Zeitung online
Wie wird der Winter?

Die Viren stehen vor der Tür

Bereits vergangenes Jahr war man in Sorge. Dieses Jahr ist das Risiko für die Kollision zweier Infektionswellen aber noch höher. Oder gilt es, neben Influenza- und Coronaviren weitere Erreger verschärft im Blick zu behalten? Kinderkliniken melden jedenfalls drastisch erhöhte Zahlen von schweren RSV-Infektionen.
Elke Wolf
08.11.2021  07:00 Uhr

AHA dezimiert Grippeviren

Die erheblich geringere Zahl an Grippe-Ansteckungen weltweit ließ mutmaßlich verschiedene Viruslinien verschwinden. Das berichten zwei Forscherteams der Universität Hongkong und der Universität Melbourne. So zeigte sich unter anderem, dass die Yamagata-Linie von Influenza B, die auch die aktuelle Vakzine enthält, seit April 2020 womöglich ausgestorben ist. Zumindest standen von ihr für die Analyse keinerlei Sequenzdaten mehr zur Verfügung. Zwar wurden noch einzelne Fälle registriert, doch könnte es sich dabei auch um falsch-positive Testergebnisse handeln, mutmaßen die Mediziner. Auch der Subtyp H3N2 des Influenza-A-Virus ist der Analyse zufolge vielfach verschwunden. Die Pandemiebekämpfung hat offenbar so viele Ansteckungsketten unterbrochen und kleinere Ausbrüche im Keim erstickt, dass laut den Wissenschaftlern gleich drei der acht wichtigsten Varianten während der Pandemie nicht mehr auftraten.

Eine gute Nachricht ist das aber nur bedingt: Denn zukünftige Grippewellen könnten nach dem Aufheben der Infektionsschutzmaßnahmen gegen SARS-CoV-2 wesentlich schwerer verlaufen. Zum einen sinkt der Immunschutz durch vorherige Infektionen im Lauf der Zeit, und zum anderen sind die Viruslinien regional sehr ungleich verteilt. Es ist möglich, dass die nächste große Influenzawelle zumindest in manchen Teilen der Welt von zuvor seltenen Viruslinien ausgeht, die nur schlecht vom saisonalen Grippeimpfstoff abgedeckt werden.

RSV als Nachholeffekt

Dass sich der fehlende Immunschutz durch ständiges Masken-Tragen, Kontaktbeschränkungen und Reiseverbote auch hinsichtlich anderer Erkrankungen rächen könnte, zeigt sich derzeit in der Altersgruppe der Kinder. Vor allem viele Kleinkinder ab zwei Jahren hatten den Sommer über mit Atemwegserkrankungen zu kämpfen. Ihr Immunsystem hat sich im vergangenen Jahr nicht ausreichend entwickeln können und ist nun schlechter auf Atemwegsviren vorbereitet. Diesen Nachholeffekt kann man derzeit auch bezüglich des Respiratorischen Syncytial-Virus (RSV) bei Säuglingen beobachten. In der letztjährigen Saison zirkulierte dagegen RSV deutlich schwächer.

Bereits im Juli beobachtete die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) eine für die Jahreszeit untypische Häufung von RSV-Infektionen und meldete Anfang Oktober »eine sehr starke Belastung der stationären Behandlungskapazität von Säuglingen und Kleinkindern in fast allen Kinderkliniken und Kinderabteilungen«. Die Zahl und die Schwere der Krankheitsverläufe stelle die Kliniken vor große Herausforderungen. Um die Situation zu entschärfen, hat die Gesellschaft einen Ad-hoc-RSV-Survey angeregt. Auch in anderen Ländern stiegen bereits in den Sommermonaten die Zahlen der Krankenhausaufnahmen von Kindern. In Neuseeland verzeichnete man im Juli, im dortigen Winter, einen Rekordanstieg von RSV-Infektionen mit mehr als dreimal so viel positiven Testnachweisen wie 2019.

Die Virusinfektion ist die häufigste Ursache von akuten Atemwegserkrankungen im frühen Kindesalter und damit verbundenen Klinikeinweisungen. Fast jedes Kind macht innerhalb der ersten beiden Lebensjahre eine RSV-Infektion durch. Meist beginnt sie mit Schnupfen, Husten und Fieber. Bei etwa fünf Prozent der erkrankten Säuglinge entwickelt sich daraus eine schwere Lungenentzündung mit keuchhustenähnlichen Symptomen. Besonders häufig davon betroffen sind Frühgeborene sowie Kinder mit einer Vorerkrankung der Lunge, einem angeborenen Herzfehler oder einer Immunschwäche. Die Sterblichkeit nach einer RSV-Infektion beträgt in dieser Gruppe etwa fünf Prozent, bei Kindern ohne erhöhtes Risiko 0,2 Prozent.

Aufgrund der ungewöhnlich hohen Anzahl von RSV-Infektionen in der warmen Jahreszeit empfahl die DGPI in einer Stellungnahme Pädiatern, bei Kleinkindern mit Atemwegsinfektionen auch an RSV zu denken und eine entsprechende Diagnostik aus Rachenabstrich oder Rachenspülwasser zu veranlassen. Auch einen früheren Beginn der medikamentösen RSV-Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper Palivizumab (Synagis®) für Risikokinder – etwa Frühgeborene mit Lungenschäden oder Babys mit angeborenen schweren Herzfehlern – sei angemessen. Dieser verhindert zwar nicht, dass sich die Kinder anstecken, aber sie müssen weniger häufig stationär behandelt werden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa