Die »unbefriedigende Honorarfrage« |
Cornelia Dölger |
03.04.2025 15:30 Uhr |
Kaapke skizzierte gleichwohl die Gründe, die für eine Honoraranpassung sprechen, und verwies auf ein von ihm erstelltes Gutachten, wonach das Fixum inzwischen bei fast 12 Euro liegen müssten, wenn die Inflationsrate regelmäßig eingespeist würde. Auf dem Gutachten gründet eine aktuelle Klage der Freien Apothekerschaft gegen den Bund wegen ausstehender Honoraranpassung.
Durch die Rx-Preisbindung sei der Spielraum der Apotheken für mengenbedingte Kosten- und damit Preisvorteile begrenzt, so Kaapke. Solche ließen sich nur bei OTC erzielen, die wiederum aber nur einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtumsatz ausmachen.
Dass die bürokratischen Hürden für Apotheken weiter zunähmen – Kaapkes zweite Unterthese –, bezeichnete der Ökonom als »Ressourcenverschwendung«. Von teils aufwändigen Dokumentationspflichten sind auch die pDL betroffen – lästig, allerdings dürfe dies kein Grund sein, pDL nur zögerlich anzubieten und den Etat für die Vergütung nicht auszuschöpfen. »Manchmal braucht es die Brechstange, die feine Klinge versteht nicht jeder«, appellierte der Ökonom.
Neu gedacht werden müssten Leistungen wie Nacht- und Notdienst, forderte Kaapke. Die sinkende Apothekenzahl führe zu einer Mehrbelastung der verbleibenden Betriebe. Kaapke skizzierte kurz Vorschläge der Kammer Baden-Württemberg, den Nacht- und Notdienst zu verbessern, etwa durch eine neu organisierte Verteilung, eine höhere Vergütung sowie mehr KI und digitale Unterstützung. Hier brauche es aber noch weitere Analysen, so Kaapke. Er formulierte anschließend die Idee einer »Notdienstapotheke« analog zur »Notfallpraxis«, die »immer und ausschließlich nachts« geöffnet habe.
Letzte Unterthese: »Die Flächendeckung bedarf dringend einer Operationalisierung aus Apothekensicht«. Ob die sinkende Apothekenzahl nicht eigentlich eine Marktbereinigung sei, überlegte Kaapke. Dass ABDA-Präsident Thomas Preis unlängst betont hatte, wie entscheidend die ausreichende Wirtschaftlichkeit der Apotheken für eine flächendeckende Versorgung sei – guter Ansatz, wie Kaapke meinte. Allerdings sei der Fokus auf die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Apotheke zu richten, nicht auf die Gesamtheit.
»Flächendeckende Versorgung« müsse zudem erst einmal definiert werden, die Apothekerschaft müsse auch Vorschläge machen, wie zu reagieren sei, wenn die Flächendeckung tatsächlich nicht mehr gegeben sei. »Glaubt denn einer, dass die Politik hier einen gescheiten Vorschlag macht? Ich nicht!«
Apotheken müssten sich aus makroökonomischer Sicht nicht komplett neu erfinden, aber es bedürfe einer Kurskorrektur, so Kaapke abschließend.« Eine Revolution wäre falsch, übertrieben und schädlich«, so Kaapke. Vor dem Hintergrund der »unbefriedigenden Honorarfrage« müsse über Schwerpunktverlagerungen nachgedacht werden. Für Einschränkungen beim Nacht- und Notdienst durch die sinkende Zahl der Betriebe müssten Lösungen gefunden werden. Und: »Der Markt schreit auch nach neuen, erweiterten Vorschlägen bei den pharmazeutischen Dienstleistungen, das Geld dafür wäre da und sollte auch abgerufen werden.«
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