Die Top 5 der Magen-Darm-Phytos |
Als belegt sieht Fürst den Einsatz von Ingwerwurzelstock (wie Zintona®) bei der Indikation Reiseübelkeit. Die Monographie des Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA ordnet die gepulverte Droge dem well-established use zu. Die Wirksamkeit von 1 bis 2 Gramm eine halbe bis eine Stunde vor der Reise eingenommen ist bei Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren belegt. »Interessant ist, dass hier nicht der Extrakt, sondern ein Pulver positiv bewertet wird. Einen Extrakt könnte man wohl niedriger dosieren oder die Patienten könnten bei einem Extrakt weniger Volumen einnehmen. Leider ist das Präparat diesbezüglich nicht weiterentwickelt worden. In einem Extrakt mit einer angereicherten Fraktion von Scharfstoffen würde ich Vorteile sehen«, wertet Fürst.
Potenzial hat der Einsatz von Ingwerwurzelstock laut des Pharmazeutischen Biologen auch bei der schwangerschaftsbedingten Übelkeit. »Es gibt Studien mit Schwangeren – was sehr positiv ist. Deren Ergebnisse waren jedoch sehr heterogen. Sicherheitsbedenken gab es dagegen nicht. Insofern betrachte ich den Ingwerwurzelstock als eine Option. In der Apotheke ist dahingehend zu beraten, ob sich die Schwangere damit wohl fühlt.«
Für gallebedingte Verdauungsstörungen hat die EMA Trockenextrakten aus Blättern der Artischocke den well-established use nicht anerkannt. Dennoch gibt es laut Fürst zumindest eine klinische Studie, die mit Hepar® SL forte durchgeführt wurde und laut der »es sinnvoll ist, über den Einsatz in diesem Bereich nachzudenken«.
Er hält die Artischocke zur Unterstützung der Gallefunktion und damit bei dyspeptischen Beschwerden für eine wertvolle Arzneipflanze. »Durch die galletreibende Wirkung kommt es auch zu einer leichten Senkung des Cholesterinspiegels. Das ist eine Option für Patienten, die an der Grenze zu einem Statin sind, wenn Lebensstiländerungen angedacht sind. Am besten in Kombination mit Flohsamenschalen kann man einiges erreichen. Hier kann man mit der Phytotherapie evidenzbasiert unterstützen.«
Auch zu bereits lange bekannten Heilpflanzen kann es neue Fakten geben. So kann Fenchel möglicherweise höhere Konzentrationen der kanzerogen wirksamen Substanz Estragol enthalten. Fencheltee sollte daher nicht von Kindern bis zum Alter von vier Jahren und nicht von Stillenden getrunken werden. Darauf wies die Europäische Arzneimittelagentur EMA im Mai vergangenen Jahres hin. Die Substanz führte in Tierversuchen in hohen Dosen zu Krebs in der Leber. Da der Estragol-Gehalt im Fenchelöl stark schwanken kann, wird bei kleinen Kindern und Stillenden vorsorglich von der Anwendung von Fencheltee abgeraten. Generell sollte bei Kindern bis zum elften Lebensjahr Fencheltee nur zurückhaltend zum Einsatz kommen, so die EMA.
»Die Estragol-Problematik ist schon länger bekannt, allerdings unter experimentellen Bedingungen. Forschungsprojekte müssen nun genauer untersuchen, wie viel Estragol durch Teezubereitungen überhaupt aufgenommen wird, um relevante toxikologische Einschätzungen geben zu können. Besonders die innerliche Anwendung von reinem Fenchelöl wird immer kritischer gesehen«, wertete Fürst.