»Die Schein-Apotheke ist kein Weg« |
Die Apotheker Christian Schmidt (links) und André Kramer (rechts) haben sich mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Haase über die Lage der Apotheken vor Ort und die Risiken einer geplanten Reform ausgetauscht. / Foto: St.-Nikolas-Apotheke
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Haase, haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion, hat die St.-Nikolaus-Apotheke in Nieheim besucht. Dort hat sich Haase mit Björn Schmidt, Kreisvertrauensapotheker und Vorsitzender der Bezirksgruppe Höxter im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), und dessen Stellvertreter André Kramer (Annen-Apotheke Brakel) über die Probleme in der Arzneimittelversorgung und die Reformpläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ausgetauscht. Das berichtet der AVWL in einer Pressemitteilung.
Björn Schmidt und André Kramer führten dem Christdemokraten bei seinem Besuch noch einmal die Leistungen der Apotheken vor Augen, nicht zuletzt in der Corona-Pandemie. Die massiven Arzneimittel-Lieferengpässe seien ohne die Apotheken vor Ort gar nicht zu handhaben und die Einführung des E-Rezeptes wäre ohne die Apotheken nicht umzusetzen gewesen, so Schmidt. »Wir informieren die Bürger, nehmen sie mit und tragen so dazu bei, den sozialen Frieden zu sichern.«
Dass in seinem Heimatkreis Höxter in den vergangenen 15 Jahren jede vierte Apotheke schließen musste, bereitet dem CDU-Politiker Haase Sorge. Bei Schmidt und Kramer informiert er sich über die Ursachen dieses Apothekensterbens. »Hauptgrund ist die chronische Unterfinanzierung der Apotheken«, so Schmidt. Seit nunmehr 20 Jahren sei das staatlich geregelte Honorar von der Politik de facto nicht mehr erhöht worden. Im gleichen Zeitraum aber sind Personal-, Sachkosten und Inflation deutlich gestiegen. »Mittlerweile machen zehn Prozent der Apotheken ein Minus und ein Drittel ist wirtschaftlich gefährdet«, warnt Schmidt.
Mit einer Apothekenreform will das Bundesgesundheitsministerium nun gegensteuern. »Damit wird sich die Situation jedoch weiter verschärfen«, kritisieren die Apotheker. Um Kosten zu reduzieren wolle das Ministerium nämlich Apotheken ohne Apotheker schaffen und damit die Pharmazeuten wegsparen. Nur noch wenige Stunden pro Woche müsse den Plänen zufolge ein Apotheker in seiner Apotheke anwesend sein.
Dies habe für die Patienten Leistungskürzungen zur Folge, weil ohne Apotheker keine Impfungen verabreicht, keine starken Schmerzmittel abgegeben, keine individuellen Rezepturen hergestellt und keine umfangreichen Medikationsberatungen durchgeführt werden können, nennen Schmidt und Kramer nur einige Beispiele: »Das ist der Weg in eine Zwei-Klassen-Versorgung: Wer Glück hat, hat eine echte Apotheke in der Nähe, und alle anderen lediglich Schein-Apotheken, in denen keine Apotheker sind.«
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