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Dialog
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Die Rolle der Apotheker neu definieren

Wie lässt sich die ambulante Versorgung in Zukunft sichern? Wo hakt es, was erwarten die Patienten und was sollte die Politik tun? Darüber diskutierten Vertreter der Heilberufe, Patienten und Politik am Samstag auf der Expopharm.
AutorKontaktAnne Orth
Datum 14.10.2024  12:16 Uhr
Klares Bekenntnis zur ambulante Versorgung gefordert

Klares Bekenntnis zur ambulante Versorgung gefordert

»Die Apotheken können gerne mehr Prävention übernehmen«, betonte Hausärztin Dalhaus. Sich wegen einer Impfvergütung von etwa 10 Euro zu streiten, bezeichnete sie als »unsinnig«. Sie kritisierte, dass die gleiche Leistung unterschiedlich bezahlt werde – je nachdem, ob sie im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis erbracht werde. »Die gleiche Leistung sollte auch die gleiche Vergütung bringen«, forderte sie.

Zugleich klagte die Hausärztin über Regressrisiken und Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung. Niedergelassene Ärzte und Apotheker sorgten für eine hochwertige individuelle Beratung und Betreuung der Patienten. Das könnten Amazon und Drogeriekonzerne, die in den Startlöchern stünden, nicht leisten. »Ich erwarte von der Politik ein klares Bekenntnis zur ambulanten Versorgung«, machte Dalhaus deutlich.

Der Thüringer FDP-Politiker Montag räumte ein, dass es eine »Schieflage« und Reformbedarf gebe. »Wir zahlen zu viel für die Krankenhäuser«, sagte er. Es müsse Geld vom stationären in den ambulanten Sektor fließen, der Fokus müsse auf dem ambulanten Bereich liegen. Die Krankenhausreform sei hier ein wichtiger Schritt.

Apotheker als Case Manager

Entscheidend ist laut Montag, die Rolle der Apotheker neu zu definieren. »Die Apothekerinnen und Apotheker könnten eine Steuerungsrolle im System übernehmen, eine Art Case Management«, erläuterte er. Hier gebe es viel Bedarf. Wichtig sei, dass die Patienten profund informiert und abgeholt würden. »Wir brauchen viele Hände am Patienten, um den Versorgungsbedarf abzudecken«, betonte Montag.

Er habe ein Vergütungskonzept für Apotheken erarbeitet und vorgestellt. Darin schlägt der FDP-Politiker vor, das Fixum auf 10 Euro zu erhöhen, zuzüglich eines Dynamisierungsfaktors. Als weitere Maßnahmen sieht sein Konzept eine Verdopplung der Notdienstgebühr auf Patientenseite und »die deutliche Erhöhung und Dynamisierung« der Vergütung der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) vor. Das Projekt ARMIN in Thüringen habe gezeigt, dass allein ein qualifiziertes Medikationsmanagement Krankenhauseinweisungen verhindern und die Mortalität senken könne.

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