Die Rolle der Apotheker neu definieren |
Im Panel »Junge Apotheker und Ärzte im Dialog mit der Politik« diskutierten (von links): Apotheker Daniel Mädler, VdK-Präsidentin Verena Bentele, Moderator und PZ-Chefredakteur Alexander Müller, der Thüringer FDP-Politiker Robert-Martin Montag und die Hausärztin Laura Dalhaus. / © Avoxa/Expopharm
»Teaming up for tomorrows health – junge Apotheker und Ärzte im Dialog mit der Politik« lautete der Titel der Runde. Am engagierten Austausch nahmen teil: Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, Daniel Mädler, Apotheker und stellvertretender Vorsitzender der Sächsischen Landesapothekerkammer, die Hamburger Hausärztin Laura Dalhaus sowie der Thüringer FDP-Politiker Robert-Martin Montag.
VdK-Präsidentin Bentele schilderte die Sicht der Patienten. So vertrete der VdK in erster Linie ältere und pflegebedürftige Menschen. Viele von ihnen hätten Schwierigkeiten, sich Gehör zu verschaffen und die Versorgung und Unterstützung zu bekommen, die sie bräuchten.
»Eine der großen Hoffnungen besteht darin, dass die Apotheken diese Lücken schließen«, sagte Bentele. Die VdK-Mitglieder wünschten sich qualifizierte und gute Beratung in Apotheken, zum Beispiel zu Wechselwirkungen von Medikamenten, aber auch zur Darmgesundheit und zur Ernährung.
Diese Beratung, die aus Sicht von Bentele noch ausgebaut werden sollte, sollten qualifizierte Apothekerinnen und Apotheker vor Ort erbringen. Aus diesem Grund lehne der VdK die im Entwurf des Apotheken-Reformgesetzes (ApoRG) formulierten Pläne zu »Apotheken ohne Apotheker« ab. Überhaupt sehe der Sozialverband den Gesetzentwurf kritisch.
Die umstrittenen Gesundheitskioske als niederschwellige Angebote vor Ort befürwortet die VdK-Präsidentin hingegen. »Für mich ergibt es Sinn, Menschen in benachteiligten Stadtteilen und Regionen zielgerichtet zu beraten«, sagte Bentele.
Apotheker Mädler bemängelte, dass viele Präventionsangebote den Apotheken kein Geld einbrächten. Prinzipiell seien die Teams in den Offizinen zwar in der Lage, bei der Prävention viel zu übernehmen, etwa Impfen und Medikationsmanagement. In der Praxis könnten viele aber derzeit die Erwartungen der Patienten bei diesem Thema nicht erfüllen.
Als Gründe nannte Mädler Unterfinanzierung, zu viel Bürokratie und Personalmangel. Zudem gebe es Schnittstellenprobleme zu anderen Heilberufen. Eine Anschubfinanzierung sei hilfreich. »Dann würden mehr Apotheken sich bei der Prävention stärker engagieren«, zeigte sich Mädler überzeugt.
»Die Apotheken können gerne mehr Prävention übernehmen«, betonte Hausärztin Dalhaus. Sich wegen einer Impfvergütung von etwa 10 Euro zu streiten, bezeichnete sie als »unsinnig«. Sie kritisierte, dass die gleiche Leistung unterschiedlich bezahlt werde – je nachdem, ob sie im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis erbracht werde. »Die gleiche Leistung sollte auch die gleiche Vergütung bringen«, forderte sie.
Zugleich klagte die Hausärztin über Regressrisiken und Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung. Niedergelassene Ärzte und Apotheker sorgten für eine hochwertige individuelle Beratung und Betreuung der Patienten. Das könnten Amazon und Drogeriekonzerne, die in den Startlöchern stünden, nicht leisten. »Ich erwarte von der Politik ein klares Bekenntnis zur ambulanten Versorgung«, machte Dalhaus deutlich.
Der Thüringer FDP-Politiker Montag räumte ein, dass es eine »Schieflage« und Reformbedarf gebe. »Wir zahlen zu viel für die Krankenhäuser«, sagte er. Es müsse Geld vom stationären in den ambulanten Sektor fließen, der Fokus müsse auf dem ambulanten Bereich liegen. Die Krankenhausreform sei hier ein wichtiger Schritt.
Entscheidend ist laut Montag, die Rolle der Apotheker neu zu definieren. »Die Apothekerinnen und Apotheker könnten eine Steuerungsrolle im System übernehmen, eine Art Case Management«, erläuterte er. Hier gebe es viel Bedarf. Wichtig sei, dass die Patienten profund informiert und abgeholt würden. »Wir brauchen viele Hände am Patienten, um den Versorgungsbedarf abzudecken«, betonte Montag.
Er habe ein Vergütungskonzept für Apotheken erarbeitet und vorgestellt. Darin schlägt der FDP-Politiker vor, das Fixum auf 10 Euro zu erhöhen, zuzüglich eines Dynamisierungsfaktors. Als weitere Maßnahmen sieht sein Konzept eine Verdopplung der Notdienstgebühr auf Patientenseite und »die deutliche Erhöhung und Dynamisierung« der Vergütung der pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) vor. Das Projekt ARMIN in Thüringen habe gezeigt, dass allein ein qualifiziertes Medikationsmanagement Krankenhauseinweisungen verhindern und die Mortalität senken könne.