Die Keto-Diät unter der Lupe |
Laura Rudolph |
22.03.2023 11:00 Uhr |
Besser untersucht ist der Einfluss der Keto-Diät auf die Anfallshäufigkeit bei Epilepsiepatienten. Insbesondere bei Kindern kann sie diese – bei strikter Einhaltung – um mehr als 50 Prozent senken. Das zeigt ein Übersichtsartikel im »European Journal of Clinical Nutrition«, für den ein Forschungsteams um Dr. Yue Ruan von der Universität in Lanzhou, China, 24 systemische Reviews und Metaanalysen mit insgesamt 255 Einzelstudien zum Thema auswertete (DOI: 10.1038/s41430-021-01060-8).
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2020 (DOI: 10.1002/14651858.CD001903.pub5). Die gesundheitlichen Vorteile der Keto-Diät waren demnach vor allem bei pädiatrischen Epilepsiepatienten zu sehen: Für diejenigen, die sich strikt ketogen ernährten, war die Wahrscheinlichkeit, anfallsfrei zu werden, bis zu dreimal höher als bei solchen, die sich nicht ketogen ernährten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Anfälle um mindestens 50 Prozent seltener auftreten, war bei Einhaltung der Keto-Diät sogar bis zu sechsmal höher.
Erwachsene Epilepsiepatienten, die sich ketogen ernährten, erreichten dadurch laut dem Cochrane-Review zwar meistens keine Anfallsfreiheit, aber die Wahrscheinlichkeit einer mindestens 50-prozentigen Reduktion der Anfallshäufigkeit war auch in dieser Altersgruppe bis zu fünfmal höher als bei nicht ketogener Ernährung. Als Erklärung für den protektiven Effekt wird vermutet, dass die Ketonkörper den mTOR-Signalweg hemmen, der eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Epilepsie spielt.
Als Ernährungsform, die reich an Tierprodukten und Fett ist, kann die Keto-Diät jedoch den LDL-Cholesterolspiegel erhöhen. Damit könnte ein bis zu zweifach erhöhtes Risiko für zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse einhergehen. Das legt eine Beobachtungsstudie mit Daten aus der UK Biobank nahe, deren Ergebnisse die Studienleiterin Dr. Iulia Iatan von der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, am 5. März beim World Congress of Cardiology in New Orleans vorstellte.
»Hypercholesterolämie, die während einer kohlenhydratarmen, fettreichen Diät auftritt, sollte nicht als harmlos angesehen werden«, so Iatan. Kritik an den Studienergebnissen übte Dr. Steven Nissen von Cleveland Clinic in Ohio. Die Menschen, die in dieser Studie eine keto-ähnliche Diät eingehalten hätten, »waren nicht ohne Grund übergewichtig« und unterschieden sich von denen, die eine Standarddiät einhielten: Sie hätten einen höheren durchschnittlichen Body-Mass-Index (27,7 versus 26,7) gehabt und die Inzidenz von Diabetes sei höher gewesen (4,9 versus 1,7 Prozent). Ihr Risikoprofil unterschied sich demnach von dem der Studienteilnehmer, die sich nicht ketogen ernährt hatten.