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FIP-Kongress

Die globale Dimension der Antibiotikaresistenzen

Beim 83. Jahreskongress des Weltapothekerverbands FIP, der vom 31. August bis zum 3. September in Kopenhagen stattfand, standen unter anderem Resistenzen und die Forschung zu Antibiotika im Fokus.
Laura Rudolph
04.09.2025  15:00 Uhr

Apothekerinnen und Apotheker aus aller Welt kamen in den vergangenen vier Tagen im Kongresszentrum Bella Center in Dänemarks Hauptstadt zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen in der Pharmazie auszutauschen.

Ein Themenschwerpunkt der Plenumsvorträge waren antimikrobielle Resistenzen (AMR). Diese sind zwar keine neuzeitliche Erscheinung, sondern ein natürliches Phänomen, das bereits seit Millionen von Jahren existiert. Die Zunahme der Resistenzen, wie wir sie heute erleben, ist jedoch ein relativ aktuelles Problem, das unter anderem durch Fehl- und Übergebrauch von Antibiotika rasant beschleunigt wird – und inzwischen als schleichende Pandemie gilt. Gleichzeitig stagniert weitgehend die Forschung zu neuen Antibiotika.

Wie umfassend die Folgen von AMR auf die globale Gesundheit sind, zeigte Professor Dr. Anders Karlén von der Uppsala Universität in Schweden in seinem Vortrag auf. Demnach sind weltweit jedes Jahr knapp fünf Millionen Todesfälle mit AMR assoziiert und rund 1,27 Millionen davon direkt auf antimikrobielle Resistenzen zurückzuführen. »Das bedeutet, dass mehr Menschen im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen sterben als an HIV, Tuberkulose und Malaria zusammen«, verdeutlichte der Referent. Rund 20 Prozent der Todesfälle betreffen Kinder unter fünf Jahren – häufig verursacht durch Infektionen, die in der Vergangenheit noch behandelbar waren.

Eine Handvoll Erregerspezies sei dabei für mehr als 70 Prozent der AMR-Sterblichkeit verantwortlich, erklärte Karlén. Er verwies auf die Bacterial Priority Pathogens List der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die insbesondere folgende Erregertypen als kritisch einstuft: Enterobakterien, die gegen Carbapeneme oder Cephalosporine der dritten Generation resistent sind, Carbapenem-resistentes Acinetobacter baumannii und Rifampicin-resistentes Tuberkulose-Bakterium.

Forschung hinkt weit hinterher

Gegen diese und weitere kritische Erreger werden dringend neue antimikrobielle Substanzen benötigt. Karlén warf gemeinsam mit dem Auditorium einen Blick in die Pipeline. Demnach befinden sich derzeit 57 traditionelle Antibiotika in Entwicklung (Stand 2023), darunter 32 gegen die dringenden Pathogene, 19 gegen Mycobacterium tuberculosis, fünf gegen Clostridium difficile und eines gegen Helicobacter pylori.

»Zwölf der 32 Substanzen gegen kritische Bakterienspezies erfüllen mindestens eines der WHO-Innovationskriterien – und von diesen zwölf richten sich nur vier gegen mindestens einen der priorisierten Erreger«, zog der Apotheker Bilanz. Die neuen Agenzien seien meist Derivate bereits bestehender Antibiotikaklassen mit beschränktem Fokus auf die kritischen, vor allem gramnegativen Erreger.

Darüber hinaus befinden sich laut dem Referenten 40 nicht traditionelle Antibiotika in Entwicklung, darunter 30 gegen kritische Pathogene, keines gegen das Tuberkulose-Bakterium, neun gegen Clostridium difficile und eines gegen Helicobacter pylori.

Von den in der klinischen Entwicklung befindlichen Substanzen seien nur wenige in Phase 2 oder 3, ergänzte Dr. Yvan Hutin, Direktor der Abteilung für universelle Gesundheitsversorgung und übertragbare Krankheiten im WHO-Regionalbüro für den östlichen Mittelmeerraum, in seinem Vortrag. Die Zahl der Neuzulassungen für Antibiotika sei seit den 1950er Jahren drastisch zurückgegangen. Seit 2012 seien es  durchschnittlich 1,2 Wirkstoffe pro Jahr.

Wie unterrepräsentiert antimikrobielle Substanzen in der Forschung sind, verdeutlichte Karlén anhand einer Gegenüberstellung: Im Jahr 2021 befanden sich 2305 immunonkologische Substanzen in der präklinischen Entwicklung – gegenüber lediglich 217 antibakteriellen Substanzen, die sich gegen von der WHO priorisierte Pathogene, Mycobacterium tuberculosis oder Clostridium difficile richteten. In klinischen Studien waren es 2155 versus 27, bei den Zulassungen 59 versus zwei Substanzen.

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