Die »Fab Four« der Kosmetik |
Auch die Hyaluronsäure gehört zu den effektivsten Wirkstoffen, die die Dermokosmetik gegen Alterungsprozesse der Haut zu bieten hat. Die GD-Leitlinie »Dermokosmetika gegen Hautalterung« spricht der Hyaluronsäure eine geprüfte Wirksamkeit in der Anti-Aging-Pflege zu.
In der Haut gehört die Hyaluronsäure zusammen mit Kollagen und Elastin zu den wichtigsten Komponenten der extrazellulären Matrix in der Dermis. Als wichtigste physikalische Eigenschaft gilt ihr Vermögen, große Wassermengen zu binden. Pro Gramm Eigengewicht kann sie ganze sechs Liter Feuchtigkeit aufnehmen. Mit zunehmendem Alter geht der natürliche Anteil von Hyaluronsäure im Körper zurück und die Haut verliert an Feuchtigkeit und Elastizität. Die dadurch reduzierte Wasserbindungsfähigkeit der Lederhaut wird für den nachlassenden Hautturgor verantwortlich gemacht. Führt man sie von außen zu, wirkt sie wie ein Feuchtigkeitsbooster, denn sie verbindet sich über Wasserstoffbrücken mit Molekülen auf und in der Haut. Das wirkt aufpolsternd und gleicht so Trockenheitsfältchen und Linien aus. Durch die Erhöhung des Feuchtigkeitanteils wird die Faltentiefe verringert, die Haut bleibt geschmeidig.
Dieser Vernetzungseffekt kommt am besten zum Tragen, wenn die Hyaluronsäure in der Zubereitung in unterschiedlichen Molekülgrößen formuliert ist, wenn also langkettige und unterschiedlich fragmentierte Bausteine vorliegen. Dann kann die Hyaluronsäure unterschiedlich tief in die Hautschichten eindringen und versorgt sie zuverlässig über mehrere Stunden hinweg mit der nötigen Feuchtigkeit. Ein gewisses Feuchtigkeitsdepot über mehrere Tage ist nur zu erzielen, wenn das Präparat sogenannte Oligohyaluronsäure enthält, die kleinsten, kompaktesten und damit am tiefgehendsten Verwandten dieser Familie.
Der Dritte im Fab-Four-Bunde sind die sogenannten biomimetischen Peptide, sie gelten als neue Stars des Anti-Aging-Markts. Sie bestehen aus Ketten unterschiedlich aneinandergereihter Aminosäuren, deshalb gibt es nicht nur das eine, sondern eine ganze Gruppe von Hunderten verschiedenen Peptiden. Es empfiehlt sich, biomimetische – also hautähnliche – Varianten zu wählen. Ihre Aufgaben in der Haut sind so vielfältig wie die möglichen Aneinanderreihungen ihrer Bausteine. So sollen sie etwa entweder der Verklumpung von Kollagen- und Elastinfasern entgegenwirken, Zellmembranen stärken, die Kommunikation unter den Zellen verbessern, beschädigte Kapillargefäße abdichten oder entstauend wirken können.
Weil sie nur aus kurzen Aminosäureketten bestehen, haben sie den Vorteil, tiefer in die Hautschichten eindringen zu können. Was kleine Peptide zu erreichen vermögen, erklärt sich gut am Beispiel des Kollagens, des Strukturproteins Nummer eins in der Haut. 70 Prozent des Bindegewebes und der Lederhaut bestehen aus diesem Faserprotein, das wie ein Gerüst für Festigkeit und Stabilität sorgt. Kollagen in jungem Bindegewebe ist überwiegend unvernetzt innerhalb der drei zur Tripelhelix verdrillten Polypeptidketten und durch die Anordnung seiner polaren Gruppen gut hydratisierbar. Ein Umstand, der ihm auch die Bezeichnung lösliches Kollagen eingebracht hat. Das Problem: Im Laufe der Jahre bilden sich innerhalb des Kollagens Quervernetzungen, was seine Wasseraufnahmefähigkeit mindert und sich negativ auf seine Gerüstfunktion auswirkt. Das Kollagen wird unlöslich.
Dass Kollagen aus kosmetischen Topika bis in die Lederhaut eindringt und dort den Verlust an löslichem Kollagen ausgleicht oder dessen Neubildung anregt, konnte bislang nicht belegt werden. Ein solcher Verjüngungseffekt ist wegen der Molekülgröße und der damit verbundenen Penetrationsproblematik auch nicht zu erwarten. Doch haben moderne Kollagen-Präparate in der jüngsten Zeit diesbezüglich aufgeholt. Sie arbeiten mit kleinen Kollagen-Peptiden, Kollagen-Hydrolysaten (auch orale Anwendung) oder mit mikroverkapseltem Kollagen, die den Strukturgeber tiefer in die Haut schleusen können.