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Antibiotika

Die etwas anderen Arzneistoffe

Der Einsatz von Antibiotika folgt anderen Regeln als der der meisten anderen Arzneistoffe. Je erfolgreicher sie sind, desto zurückhaltender sollten sie verwendet werden, um Resistenzen zu vermeiden und so die Wirksamkeit zu erhalten. Das wurde beim Fortbildungstag der Apothekerkammer Berlin am vergangenen Sonntag erneut deutlich.
Annette Rößler
16.09.2020  18:00 Uhr

Können Arzneistoffe sozial sein? Ja, sagte Professor Dr. Karsten Becker, Mikrobiologe an der Universität Greifswald, bei der Fortbildung am 13. September, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie ausschließlich online stattfand. Antibiotika seien soziale Medikamente, denn ihr Einsatz wirke sich nicht nur auf den einzelnen Anwender aus.

»Wenn ein Mensch krank ist und behandelt wird, gibt es normalerweise eine Zweierbeziehung zwischen dem Patienten und der Intervention«, sagte Becker. Bei Infektionen sei es jedoch mindestens eine Dreierbeziehung, denn auch der Erreger spiele mit. Noch komplexer werde es, wenn es sich um einen multiresistenten Erreger handele. »Wir denken immer nur an den Erreger, den wir gerade bekämpfen. Was wir dabei ausblenden, ist: Jedes Antibiotikum, auch eines mit einem schmalen Spektrum, wirkt auf die gesamte empfindliche Mikrobiota«, erläuterte Becker.

Der Kollateralschaden in der Mikrobiota sei beträchtlich. Da zwischen ihr und den pathogenen Bakterien ein reger Austausch bestehe, stelle letztlich die Mikrobiota das Reservoir für mobile Resistenzelemente dar. Indirekt wirke sich dies auf die gesamte Bevölkerung aus, denn die Resistenzen könnten über den Kontakt zu anderen auf Mitpatienten, Haushaltsmitglieder, aber möglicherweise auch Haus- und Nutztiere und von diesen wiederum auf Wildtiere übertragen werden. »All diese verschiedenen Punkte müssen wir viel mehr beachten, wenn wir in Zukunft unsere Antibiotika erhalten wollen«, sagte Becker.

Einer »Lancet«-Publikation aus dem Jahr 2018 zufolge forderten insbesondere vier resistente Erreger viele Menschenleben (DOI: 10.1016/S1473-3099(18)30605-4): Escherichia coli mit Resistenz gegen Cephalosporine der dritten Generation (3GCREC), Staphylococcus aureus mit Methicillin-Resistenz (MRSA), Klebsiella pneumoniae mit Resistenz gegen Cephalosporine der dritten Generation (3GCRKP) und Carbapenem-resistenter Pseudomonas aeruginosa (CRPA). Außer MRSA sind dies gramnegative Bakterien, was den Bedarf an neuen Antibiotika mit gramnegativer Wirksamkeit unterstreicht.

Bei MRSA gebe es in Deutschland eine positive Entwicklung, so Becker. Der Anteil von MRSA an invasiven Isolaten sei von einem Höchststand mit 20,9 Prozent im Jahr 2010 auf zuletzt 7,6 Prozent im Jahr 2018 gesunken. »Dennoch dürfen wir nicht aufhören, uns um MRSA zu kümmern. Der Erreger lauert nur darauf, zurückzukehren, wenn wir mit unseren Maßnahmen nachlassen«, warnte Becker. Problematisch in diesem Zusammenhang sei, dass viele Nutztiere wie Schweine, Rinder und Pferde mit MRSA besiedelt seien. Den Antibiotikaverbrauch zu senken, habe hier meist keinen Effekt, da das MRSA-Resistenzgen auf einer sogenannten Genkassette zusammen mit einer Zinkresistenz liege – und Zink in der Schweinemast breit eingesetzt werde.

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