Die »Apotheken Umschau« wird kleiner |
Die »Apotheken Umschau« bekommt ein neues Format und wird auch inhaltlich neu aufgesetzt. / Foto: Wort & Bild Verlag/Patrick Paulin
Trotz neu hinzugekommener Konkurrenz ist die »Apotheken Umschau« des Wort&Bild-Verlages weiterhin die reichweitenstärkste Apothekenkunden-Zeitschrift in Deutschland. Verlagsangaben zufolge hat die zweimal monatlich erscheinende »Umschau« eine Auflage von rund 7,6 Millionen Exemplaren und erreicht somit mehr als 18 Millionen Menschen pro Monat. Doch die für Kunden kostenlose und von Apotheken bezahlte Zeitschrift befindet sich im Wandel – nach 2019 steht im Mai dieses Jahres schon der zweite Komplett-Relaunch innerhalb von knapp drei Jahren bevor.
Die markanteste Umstellung ist das kleinere Format, welches der Verlag selbst »Kinoformat« nennt. Die genauen Formatangaben sind 198 x 240 mm. In der Breite ändert sich also wenig, allerdings ist die Höhe um einige Zentimeter angepasst worden. »Wir gehen weg vom DinA4-Format in ein breiteres Format, das den Einstieg erleichtert und eine klarere Leserführung hat«, erklärt Dennis Ballwieser, neben Julia Rotherbl Chefredakteur der »Umschau«.
Aber auch an den Inhalten tut sich etwas. Der Chefredaktion zufolge beobachtet der Verlag durch die Pandemie veränderte Lesegewohnheiten. Man sehe ein deutlich gesteigertes Interesse an Gesundheitsthemen. Für die neue »Umschau« entstehe so noch mehr als vorher der Auftrag, komplexe Inhalte einfach und anschaulich zu erklären. Eine zentrale Rolle sollen dabei Apothekerinnen und Apotheker spielen. In einer neuen Rubrik sollen die Pharmazeuten beispielsweise die Wirkungsweisen von häufig eingenommen Arzneimitteln erklären. Auch die Bedeutung des Berufsstandes für die Gesundheitsversorgung soll noch stärker als vorher betont werden. »Die Apothekerinnen und Apotheker sollen weiter eine sehr zentrale Rolle im Heft einnehmen. Als Expertinnen und Experten geben sie wertvolle Gesundheitstipps und geben einen Einblick in ihren Berufsalltag. Unter anderem die neue Rubrik ‚Mein Medikament‘ soll die Bedeutung der Apothekerinnen und Apotheker für das Gesundheitswesen und die Vermittlung von gesundheitsrelevanten Informationen in den Vordergrund stellen«, erklärt Rotherbl.
Auch in der Gesundheitspolitik will die Redaktion mehr und häufiger kommentieren. »Aus dem ‚gesundheitspolitischen Brennpunkt‘ wird ein neuer, gesundheitspolitischer Kommentar, in dem die Apotheke vor Ort oft eine zentrale Rolle spielen wird. Diesen Kommentar werden Redakteurinnen und Redakteure, unter anderem aus unserem Hauptstadtbüro, schreiben. In der ersten Ausgabe widmen wir uns beispielsweise der Beratungsqualität in Apotheken vor Ort«, so Rotherbl. Bei den inhaltlichen Anpassungen hat sich die Redaktion eigenen Angaben zufolge immer wieder auch mit Apothekerinnen und Apothekern ausgetauscht. Mit »ausgewählten« Pharmazeuten habe man beispielsweise Layout-Entwürfe gespiegelt, um sicherzustellen, dass die Ideen in der Apotheke vor Ort angenommen werden, erklärt Ballwieser. Ebenfalls neu sind gesundheitsbezogene »Tabuthemen«, die in der Apotheke oder der Arztpraxis oft nicht angesprochen werden, Präventions-Tipps und ein Editorial, das einem SMS-Chatverlauf ähnelt.
Für diesen umfassenden Relaunch gibt es sowohl externe als auch Verlags-interne Gründe. In der Redaktion der Kundenzeitschrift hat sich in den vergangenen Jahren viel getan: 2020 wurde Dennis Ballwieser, vormals ausschließlich in der Geschäftsführung des Verlages, in zweiter Funktion auch Chefredakteur der »Umschau«. Und seit dem vergangenen Jahr hat die Zeitschrift erstmals eine Doppelspitze in der Chefredaktion: Im März 2021 wurde die ehemalige Textchefin Julia Rotherbl zur Chefredakteurin befördert. Gegenüber der PZ erklärte Ballwieser, dass die neue Chefredaktion »auch persönliche Ideen und Konzepte« eingebracht habe.
Aber auch externe Gründe für einen Relaunch haben sich einige angesammelt. Wie viele andere Verlage leidet auch der Wort&Bild-Verlag unter gestiegenen Produktionskosten – insbesondere die Papierknappheit ist deutlich spürbar. Die Chefredaktion dazu: »Natürlich haben wir wie alle Verlage die Entwicklungen im Papiermarkt im Blick, im Vordergrund dieses Relaunches steht ganz klar unser Wunsch, das meistgelesene deutsche Gesundheitsmagazin in zeitgemäßem Design mit hochqualitativem Gesundheitsjournalismus herauszugeben. Das neue Format liegt leichter in der Hand, ist optisch noch ansprechender und eröffnet neue Gestaltungsmöglichkeiten für eine übersichtlichere Magazinstruktur. Und mit 120 Seiten sind wir sehr umfassend.«
Auch im Markt der Kundenzeitschriften hat sich einiges getan. Der »Zukunftspakt Apotheke« (u.a. Noweda/Burda) brachte 2019 mit der »My Life« eine Konkurrenz-Zeitschrift in den Markt, die schon ein knappes Jahr später eine Auflage von rund 2,3 Millionen vorweisen konnte. Und auch das »Apotheken Magazin« (ehemals die »Neue Apotheken Illustrierte«) ist seit kurzer Zeit mit neuen Inhalten, einem neuen Namen und einem moderneren Layout im Markt. Dass der »Umschau«-Relaunch etwas mit diesen Marktentwicklungen zu tun hat, will Ballwieser aber ausschließen : »Wir lesen grundsätzlich alles, um ein breites Gefühl für die Mediennutzung zu gewinnen. Lesegewohnheiten verändern sich, somit erscheint uns ein Relaunch nach zwei Jahren Pandemie sinnvoll. Wir haben die Umstellungen allerdings ausschließlich aus eigenem Antrieb heraus angestoßen.«