Die Anwendung muss zum Patienten passen |
Nagelpilzbehandlung ist eine Geduldsprobe. Umso wichtiger ist es, die individuell passende Behandlung auszuwählen. / Foto: Adobe Stock/zilvergolf
Nagelpilz sieht nicht nur unschön aus, er verschwindet auch nicht von selbst wieder und kann sich auf weitere Nägel ausbreiten. Anfangs zeigen sich kaum sichtbar helle Stelle oder Verfärbungen, meist am vorderen Rand des Nagels. Die Nagelsubstanz, das Keratin, löst sich langsam auf und es bilden sich luftgefüllte Hohlräume. Später verdickt und verfärbt sich der Nagel. Als Erreger tritt am häufigsten der Fadenpilz Trichophyton rubrum auf. Deutlich häufiger als die Fingernägel sind die Fußnägel betroffen, besonders häufig die Nägel der Großzehen.
Die Häufigkeit von Nagelpilzerkrankungen nimmt mit dem Alter zu. Als begünstigende Faktoren sind Angio- und Neuropathien bekannt, aber auch Fußfehlstellungen und enges Schuhwerk, wiederholte Traumen, etwa beim Sport sowie Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und andere Stoffwechselstörungen. Wer ein erhöhtes Risiko trägt, sollte daher seinen Füßen und Fußnägeln besondere Aufmerksamkeit schenken. Häufig startet eine Nagelpilzerkrankung als Fußpilz-Infektion. Daher sollten auch die Zehenzwischenräume auf eine Pilzinfektion untersucht werden.
Viele Nagelpilzerkrankungen lassen sich im Rahmen der Selbstmedikation gut behandeln. Dennoch sollten Betroffene mit einem entsprechenden Verdacht zunächst einen Dermatologen aufsuchen, da andere Erkrankungen ähnliche Symptome zeigen können. Hierzu gehört etwa eine Nagelpsoriasis. Eine gesicherte Diagnose kann in diesem Fall eine möglicherweise ebenso langwierige wie erfolglose Pilztherapie vermeiden helfen. Zudem sollten nur bestimmte Pilz-Erkrankungen im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Wenn mehr als 50 Prozent des Nagels, die Nagelmatrix oder mehrere Nägel betroffenen sind, ist eine (verschreibungspflichtige) systemische Therapie angezeigt. Diese kann mit einer topischen Therapie kombiniert werden.
Für die Selbstmedikation stehen verschiedene Wirkstoffe in unterschiedlichen Zubereitungsformen zur Auswahl: als wasserunlöslicher oder wasserlöslicher Lack oder als antimykotische Harnstoffsalbe (40 Prozent), die während und nach Ablösung erkrankter Nagelanteile angewendet wird. Da Konsequenz und Ausdauer am Therapieerfolg einen entscheidenden Anteil haben, spielt die Akzeptanz eine wichtige Rolle. Die Anwendungsweisen bilden daher einen wichtigen Teil des Beratungsgesprächs.
So wird Amorolfin 5 Prozent in Form eines wasserunlöslichen Nagellacks (etwa Loceryl® Nagellack) zwar nur einmal wöchentlich auf den erkrankten Nagel aufgetragen. Fingernägel müssen jedoch meist über sechs Monate, Fußnägel über neun bis zwölf Monate behandelt werden. Vor jeder Anwendung sollten erkrankte Nagelteile abgefeilt und der alte Lackauftrag mit einem Alkoholtupfer entfernt werden.
Ciclopirox 8 Prozent, ebenfalls in Form eines wasserunlöslichen Nagellacks (etwa Nagel Batrafen®), wird im ersten Monat jeden zweiten Tag, im zweiten Monat mindestens zweimal wöchentlich und im dritten Monat einmal wöchentlich aufgetragen. Auch hier sollte zerstörtes Nagelmaterial entfernt und die vorherige Lackschicht vor dem erneuten Auftragen mit Alkoholtupfer abgenommen werden. Die Behandlungsdauer sollte sechs Monate nicht überschreiten.
Ciclopirox 8 Prozent steht zudem als wasserlöslicher Lack (etwa Ciclopoli®) zur Verfügung. Dieser wird täglich aufgetragen. Anders als beim wasserunlöslichen Lack, der nicht auf die Haut aufgebracht werden darf, sollte Ciclopoli auch auf die umliegende Haut und unter dem freien Nagelrand aufgetragen werden. Danach darf mindesten sechs Stunden kein Kontakt mit Wasser erfolgen, um den Lack nicht wieder abzulösen. Es empfiehlt sich die Anwendung am Abend.
Ebenfalls als wasserlöslicher Lack steht Terbinafin 78,22 mg/ml Nagellack (Terbinafin-1A Pharma®) zur Verfügung. Dieser wird in den ersten vier Wochen einmal täglich, danach einmal wöchentlich aufgetragen. Bei beiden wasserlöslichen Lacken beträgt die Behandlungsdauer bei Fingernägeln meist rund sechs Monate, bei Fußnägeln neun bis zwölf Monate.
Mit Efinaconazol (Jublia®) steht außerdem ein weiterer wasserlöslicher Lack in den Startlöchern. Es ist das erste Azol-Antimykotikum, das gezielt für die topische Applikation entwickelt wurde. In den USA und weiteren Ländern ist es bereits auf dem Markt, die europäische Zulassung ist beantragt.
Eine schmerzlose Entfernung befallener Nagelanteile inklusive antimykotischer Therapie kombiniert eine Salbe mit den Wirkstoffen Bifonazol 1 Prozent und Harnstoff 40 Prozent (zum Beispiel Canesten® extra Nagelset). Dabei wird zunächst der erkrankte Nagel mit der Salbe bedeckt und für 24 Stunden mit einem Pflaster abgeklebt (Okklusiv-Verband). Die Salbe wirkt nur in den pilzinfizierten Nagelbereichen. Beim Pflasterwechsel wird die Hand beziehungsweise der Fuß für zehn Minuten in warmem Wasser gebadet und anschließend die aufgeweichte Nagelsubstanz entfernt. Anschließend wird erneut Salbe aufgetragen und abgeklebt. Dies wird so häufig wiederholt, bis sich keine Nagelsubstanz mehr entfernen lässt, meist über sieben bis 14 Tage. Anschließend wird mit circa vier Wochen lang mit Harnstoff-freier Bifonazol-Creme weiterbehandelt. Eine Wechselwirkung sollte beachtet werden: Es gibt begrenzte Hinweise auf eine Interaktion von topisch verabreichtem Bifonazol mit Warfarin, sodass bei entsprechenden Patienten der INR im Auge behalten werden muss.
Stets gilt: Der Nagel muss gesund nachgewachsen sein, damit die Therapie beendet werden kann. Zu beachten ist außerdem, dass die oben erwähnten Hohlräume, die eine Pilzinfektion im befallenen Nagel verursacht, eine Quelle für ein Rezidiv darstellen können, wenn sich dort Pilzsporen ansiedeln. Diese können nach zu kurzer Behandlungsdauer auskeimen und für ein erneutes Pilzwachstum sorgen. Eine ausreichend lange Behandlung ist daher notwendig für den Erfolg. Eine gleichzeitig vorhandene Fußpilzinfektion sollte ebenso konsequent angegangen werden; auch sie kann in eine erneute Nagelpilzinfektion münden. Um Re-Infektionen über das Schuhwerk und/oder Kleidung und Handtücher vorzubeugen, sollten spezielle Schuhsprays beziehungsweise Wäschespüler für Bekleidung, die nicht bei mindestens 60 °C waschbar ist, verwendet werden.