Wenn Patienten von Humaninsulinen auf Insulinanaloga umgestellt werden, kann sich der Spritz-Ess-Abstand verändern. Während der Umstellung sollten sie häufiger ihren Blutzucker kontrollieren. / © Getty Images/Malaeru Florentina/500px
Nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) bekommt aktuell etwa jeder zehnte Patient mit Diabetes in Deutschland ein Humaninsulin. Nach Sanofi im vergangenen Jahr will nun Novo Nordisk als der zweite große Anbieter von Insulinen seine Humaninsuline schrittweise vom Markt nehmen. Das hatte das dänische Unternehmen vor rund einem Monat angekündigt. Betroffen sind die Insuline Levemir®, Actrapid®, Actraphane® und Protaphane® sowie Fiasp PumpCart®. Sie sollen stufenweise, beginnend mit dem zweiten Quartal 2025 und bis Ende 2026, vom Markt gehen.
»Die Verfügbarkeit von Humaninsulin wird erheblich eingeschränkt sein, was Auswirkungen auf insgesamt etwa 240.000 Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 haben wird, die eine Insulintherapie betreiben«, sagt DDG-Präsident Professor Dr. Andreas Fritsche in einer aktuellen Pressemitteilung der Fachgesellschaft. »Es wird, soweit wir es jetzt absehen können, zu keinen Versorgungsengpässen mit Insulin an sich kommen, da es gute Alternativen zum Humaninsulin gibt.« Allerdings sollten sich Ärzte und Patienten bereits jetzt Gedanken über die Umstellung machen, um eine kontinuierliche Versorgung zu gewährleisten.
Noch verfügbar bleiben die Humaninsuline von Eli Lilly, wobei laut DDG nicht bekannt ist, wie dieses Unternehmen in der Zukunft weiter mit der Herstellung und dem Vertrieb verfahren werde. Die DDG scheint mit einem Rückzug zu rechnen und warnt vor möglichen phasenweisen Lieferengpässen. Alternativ können Patienten auf Insulin-Analoga umsteigen. Die DDG nennt hier als Vorteile eine schnellere oder verlängerte Wirkung und eine geringere Gefahr für Unterzuckerungen.
»Allerdings bedeutet der Umstieg für einige Betroffene eine Phase der Umstellung, die individuell durch das Diabetesbehandlungsteam begleitet werden sollte«, so Fritsche. »Die Dosierungen müssen sorgfältig angepasst werden und Beratung ist wichtig, um die Handhabung neuer Insulinpens oder spezifische Eigenschaften der Analoga zu verstehen.«
Novo Nordisk selbst hatte noch keine Umstellungsvorschläge gemacht, aber unterstützende Materialien für die verordnenden Ärzte angekündigt. Die DDG hat bereits selbst eine Stellungnahme abgegeben, in der sich entsprechende Empfehlungen finden. Diese böten jedoch nur grobe Anhaltspunkte, da immer die individuelle Situation des Patienten beachtet werden müsse. Die Insulindosis hänge bei der Umstellung von der aktuellen Stoffwechselsituation, dem Körpergewicht, dem Alter und vielen weiteren Faktoren ab.
Die Umstellung sollte zeitnah geplant und ein günstiger und rechtzeitiger Zeitpunkt gesucht werden. Sie sollte nie ohne ärztliche Begleitung und Diabetesberatung erfolgen. Im Rahmen von Patientenschulungen sollte das Wissen um Symptome und Maßnahmen bei Blutzuckerentgleisungen (Hyper- und Hypoglykämien) aufgefrischt werden. Es sind häufigere Kontrollen der Stoffwechsellage und häufigere Dosisanpassungen erforderlich, was für die Patienten belastend sein kann. Die aktuellen Empfehlungen im Einzelnen:
Die DDG weist auch noch darauf hin, dass Insulin-Analoga gegenüber NPH-verzögerten Insulinen den Vorteil haben, in klarer und kompletter Lösung vorzuliegen. Sie müssen daher nicht wie NPH-Insuline vor der Injektion ausreichend geschwenkt werden.