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Lukas Brockfeld |
15.04.2024 18:38 Uhr |
Der Thüringer Kammerpräsident Roland Schreiber machte auf die Lage in seinem Bundesland aufmerksam: »Aktuell befindet sich die Apothekenanzahl auf dem Niveau von 1995. Natürlich ist die Situation heute eine völlig andere als in den Neunzigerjahren. Damals gab es einen riesigen Nachholbedarf, das flächendeckende Apothekennetz war im Aufbau und wurde erst bis in alle Winkel unseres Landes gespannt. Heute werden die Löcher in diesem Netz wieder größer.«
Die Defizite in der Versorgung seien inzwischen deutlich für die Bürgerinnen und Bürger zu spüren. Daher müsse die Politik schnell handeln, beispielsweise indem mehr Pharmazie-Studienplätze in Jena geschaffen werden: »Wir können es uns nicht erlauben, jungen Menschen, die Pharmazie studieren wollen, dies aus vorgeschobenen Gründen zu verwehren. Was dabei entsteht, ist ein künstlicher Mangel, der die Apotheken gerade in den ländlichen Teilen Thüringens vor nahezu unlösbare Probleme stellt«, so Schreiber.
Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes, erklärte in seiner Rede die schwierige Lage der Apotheker im Freistaat, die vor allem durch ausbleibende Honoraranpassungen entstanden sei: »Seit 2020 zahlen Apotheken rechnerisch im Schnitt pro abgegebener Packung drauf, 2023 waren es 46 Cent pro abgegebener Packung. Erst Rabatte, Skonti und die Quersubventionierung aus anderen Bereichen des Apothekenbetriebs führten gegebenenfalls noch zu einem positiven Betriebsergebnis.«
In den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erzielten 35 Prozent der Apotheken ein Betriebsergebnis vor Steuern von null bis 85.000 Euro und seien damit aus unternehmerischer Sicht nicht mehr wirtschaftlich. Knapp zehn Prozent der mitteldeutschen Apotheken lägen mit einem Betriebsergebnis vor Steuern kleiner null Euro in der Verlustzone und stünden kurzfristig vor dem Aus.
Fink befürchtet, dass das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) die Lage noch deutlich verschärft. Eine typische Apotheke dürfte durch das Urteil Ertrags- und Gewinneinbußen von etwa 20.000 Euro erleiden. »Das Urteil lässt gesichert erwarten, dass der Anteil der nicht mehr wirtschaftlichen Apotheken im Freistaat Thüringen auf ca. 43 Prozent und der Anteil der defizitären Apotheken auf 13 Prozent steigen wird. Noch nicht eingepreist sind bei diesen Berechnungen die für 2024 zu erwartenden stark steigenden Personal- und Betriebskosten«, rechnet der Vorsitzende des Apothekerverbandes.