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Kinder und Jugendliche

Deutlich mehr Depressionen in der Pandemie

Psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen haben in der Pandemie massiv zugenommen – nicht aber die therapeutischen Angebote. »Diese Kinder sind therapeutische Waisen«, sagte Professor Dr. Paul Plener von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien beim Pharmacon in Schladming.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 18.01.2023  11:00 Uhr

Psychische Erkrankungen sind bei Kindern und Jugendlichen relativ häufig und sie manifestieren sich früh. »Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen tritt bis zum 14. Lebensjahr zum ersten Mal auf; betrachtet man die Zeitspanne bis zum 25. Lebensjahr, sind es sogar 75 Prozent«, informierte der Kinder- und Jugendpsychiater. Impulskontroll- und Angststörungen zeigen sich meist früh, median im elften Lebensjahr, während affektive Störungen später einsetzen.

Vor der Coronapandemie war die Häufigkeit psychischer Erkrankungen relativ konstant. Laut Studien waren etwa 17 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychisch auffällig. Dies änderte sich abrupt seit der ersten Coronawelle: Systematische Reviews zeigten weltweit einen Anstieg von Angststörungen und Depressionen, am deutlichsten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. »Bei Kindern und Jugendlichen haben sich Angst und Depressionen im Vergleich zu präpandemischen Werten etwa verdoppelt«, zitierte Plener aus einer 2021 im Fachjournal »JAMA Pediatrics« publizierten Metaanalyse (DOI:10.1001/jamapediatrics.2021.2482). »Je später in der Pandemie die Studien gemacht wurden, umso höher waren die Werte.«

Ebenso nahmen Suizidgedanken und -versuche zu. Weitere gemessene Pandemieeffekte seien eine »massive Zunahme der Zeit vor Bildschirmen« (um etwa 50 Prozent) und eine »maximale Abnahme« der körperlichen Bewegung, berichtete der Psychiater.

Nur ein SSRI für depressive Kinder zugelassen

Insgesamt ist die Datenlage für Psychopharmaka bei Minderjährigen schlecht. »Psychisch kranke Kinder sind therapeutische Waisen«, sagte Plener. In Leitlinien habe die Psychotherapie einen deutlich höheren Stellenwert, da hier mehr Evidenz vorliegt. Dies gilt auch für die Behandlung einer Depression. Für die Verhaltenstherapie und die interpersonelle Psychotherapie gebe es eine gute Evidenz. Diese Maßnahmen können mit Antidepressiva wie Fluoxetin, Sertralin oder Escitalopram kombiniert werden. Jedoch ist nur Fluoxetin zur antidepressiven Therapie bei Kindern (ab acht Jahren) zugelassen. Sertralin ist zugelassen bei Kindern mit Zwangsstörungen ab sechs Jahren und Fluvoxamin ab acht Jahren.

Die Wirksamkeit von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) bei kindlichen Depressionen sei »nicht besonders überzeugend«, sagte Plener. In Studien gebe es hohe Effektstärken von Placebo. Bei Angststörungen sind die Medikamente einem Placebo jedoch deutlich überlegen; hier ist die Effektstärke höher als bei Zwangsstörungen. Bei posttraumatischen Belastungsstörungen wirken SSRI nicht besser als Placebo. Ein 2021 veröffentlichtes Cochrane-Review zur Depressionsbehandlung von Minderjährigen, in dem 26 Studien ausgewertet wurden, hatte »ein verheerendes Ergebnis«, so Plener (DOI: 10.1002/14651858.CD013674.pub2). Die meisten Antidepressiva bewirkten nur einen geringen und unbedeutenden Effekt. Im Einzelfall sei eine Wirkung möglich.

Unter SSRI könnten vermehrt Suizidgedanken aufkommen, vor allem in den ersten zehn Tagen der Verordnung, warnte der Arzt. Ein Suizid selbst sei sehr selten im Kindes- und Jugendalter. Sein Tipp: SSRI anfangs über zwei bis drei Wochen ganz niedrig dosieren. Das reduziere selbstschädigendes Verhalten deutlich.

Auch bei Kindern ist die Rate an Therapieresistenz hoch: Bei 30 bis 40 Prozent der Betroffenen gehen die Symptome unter der ersten Substanz nicht zurück. Dann wird ein Wechsel auf ein anderes SSRI empfohlen. Weitere Strategien sind eine Augmentation, also Kombination zum Beispiel mit atypischen Antipsychotika (off Label). Als eine der wenigen Innovationen der letzten Jahre bezeichnete der Psychiater Esketamin-Nasenspray, das positive Signale bei Jugendlichen gezeigt habe.

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