Desogestrel und das Brustkrebsrisiko |
| Johanna Hauser |
| 12.11.2025 10:30 Uhr |
Bei der Auswertung verschiedener Gestagen-Präparate wurde unter anderem ein Zusammenhang für Desogestrel-Kombipräparate bei einer Anwendung zwischen fünf und zehn Jahren (HR 1,48) gefunden. Die Desogestrel-Minipille zeigte als einziges reines Gestagen-Präparat bereits bei unter einem Jahr eine signifikante Risikoerhöhung (HR 1,08). Im weiteren Verlauf stiegen die HR auf 1,32 und 1,49.
Ein erhöhtes Risiko wiesen auch die Norethisteron-Minipille (ein bis unter fünf Jahre Anwendung, HR 1,20) sowie das Implantat mit Etonogestrel als aktivem Desogestrel-Metaboliten (HR 1,23 und 1,45 bei einem bis unter fünf beziehungsweise fünf bis zehn Jahren) auf. Die Levonorgestrel-Intrauterinspirale mit 52 mg erhöhte für die gleichen Zeiträume das Brustkrebsrisiko ebenfalls signifikant (HR 1,14 beziehungsweise 1,21).
Einige Gestagene sind jedoch sowohl mit als auch ohne Estrogen formuliert, was dem Team eine Abschätzung der modifizierenden Wirkung anhand der Estrogen-Dosis ermöglichte. Es zeigte sich, dass eine höhere Desogestrel-Dosis mit einer höheren HR (1,0021) verbunden war. In Kombination mit einem Estrogen sank die HR (1,0011).
Um die potenziell modifizierende Wirkung von Estrogen weiter zu untersuchen, wurde das Risiko einer Kombination von Desogestrel mit 20 μg und 30 μg Ethinylestradiol verglichen. Für Desogestrel/Ethinylestradiol 20 μg war das Risiko höher (HR 1,33) als bei der Formulierung mit 30 μg (HR 1,08).
Die Studie bestätigt das erhöhte Brustkrebsrisiko durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel, was sich hochgerechnet in etwa 13 zusätzlichen Fällen pro 100.000 Anwenderinnen und Jahr niederschlug. Ferner deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Estrogen die schädliche Wirkung von Gestagen abschwächen kann.
Neu ist die Erkenntnis, dass sich insbesondere Desogestrel deutlicher auf das Brustkrebsrisiko auswirkt als andere Gestagene, insbesondere in reinen Gestagen-Präparaten. »Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Personen mit einem Brustkrebsrisiko von der Vermeidung von Desogestrel-haltigen hormonellen Verhütungsmitteln profitieren können, insbesondere in reinen Gestagen-Formulierungen«, schreiben die Forschenden.
Die Studie weist aber auch Einschränkungen auf. So waren Daten über die Verwendung hormoneller Verhütungsmittel vor Mitte 2005 nicht aus dem Arzneimittelregister verfügbar. Zudem spiegeln die Registerdaten lediglich die eingelösten Verschreibungen wider, jedoch nicht die tatsächliche Verwendung.