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Hormonelle Verhütung

Desogestrel und das Brustkrebsrisiko

Hormonelle Verhütungsmittel beeinflussen die Proliferation von Brustzellen und somit das Brustkrebsrisiko. Eine schwedische Registerstudie ging nun der Frage nach, wie die Zusammensetzung der Präparate das Brustkrebsrisiko beeinflusst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere Desogestrel das Risiko zu erhöhen scheint.
AutorKontaktJohanna Hauser
Datum 12.11.2025  10:30 Uhr

Ein Forschungsteam um Dr. Fatemeh Hadizadeh, Universität Uppsala, widmete sich der Frage, welchen Einfluss die Zusammensetzung hormoneller Verhütungspräparate auf das Brustkrebsrisiko hat. Die Ergebnisse wurden kürzlich in »JAMA Oncology« veröffentlicht

Obwohl die Einnahme der »Pille« weit verbreitet ist, ist unklar, wie sich das Brustkrebsrisiko je nach Hormongehalt unterscheidet. Die Rolle von Estrogen bei der Förderung von Brustkrebs ist durch Studien gut belegt, wohingegen die Rolle von Progesteron und synthetischen Gestagenen umstritten ist – obwohl Studien darauf hindeuten, dass auch Gestagene die Proliferation von Brustzellen stimulieren können.

Die Erhebung wurde auf Grundlage nationaler schwedischer Register durchgeführt und umfasste 2.095.130 Mädchen und Frauen im Alter von 13 bis 49 Jahren, die am 1. Januar 2006 in Schweden lebten. Das mediane Alter betrug 45 Jahre, die Nachbeobachtung erfolgte bis 2019.

Im Beobachtungszeitraum traten 16.385 Brustkrebsfälle auf. Dabei war die Anwendung eines hormonellen Verhütungsmittels mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden (Hazard Ratio (HR) 1,24), was einem zusätzlichen Fall pro 7752 Anwenderinnen entspricht. Die Assoziation betraf sowohl Gestagen-Estrogen-Präparate (HR 1,12) als auch reine Gestagen-Formulierungen (HR 1,21).

Risiko steigt mit Anwendungsdauer

Je länger die Frauen eine hormonelle Verhütung anwendeten, desto stärker stieg das Brustkrebsrisiko. Über alle Anwendungen hinweg stieg es signifikant mit der Anwendungsdauer. In den vier Zeitstaffeln (Anwendung unter einem, ein bis unter fünf, fünf bis zehn und mehr als zehn Jahre) stieg das Risiko um 11, 21, 34 und 33 Prozent.

Bei Betrachtung der verschiedenen Darreichungsformen und Zusammensetzungen differenzierte sich das Bild. Orale Kombinationspräparate erhöhten das Risiko signifikant bei einer Anwendung von mehr als einem Jahr. Die Hazard Ratios stiegen von 1,16 über 1,21 auf 1,47 bei einer länger als zehnjährigen Anwendung. Reine Gestagen-Formulierungen erhöhten bereits bei einer Anwendung von unter einem Jahr das Brustkrebsrisiko signifikant (HR 1,09). Dieses Bild setzte sich in den drei anderen Zeitfenstern fort (HR 1,19; 1,32; 1,30).

Unterschiede bei Gestagenen und Arzneiformen

Bei der Auswertung verschiedener Gestagen-Präparate wurde unter anderem ein Zusammenhang für Desogestrel-Kombipräparate bei einer Anwendung zwischen fünf und zehn Jahren (HR 1,48) gefunden. Die Desogestrel-Minipille zeigte als einziges reines Gestagen-Präparat bereits bei unter einem Jahr eine signifikante Risikoerhöhung (HR 1,08). Im weiteren Verlauf stiegen die HR auf 1,32 und 1,49.

Ein erhöhtes Risiko wiesen auch die Norethisteron-Minipille (ein bis unter fünf Jahre Anwendung, HR 1,20) sowie das Implantat mit Etonogestrel als aktivem Desogestrel-Metaboliten (HR 1,23 und 1,45 bei einem bis unter fünf beziehungsweise fünf bis zehn Jahren) auf. Die Levonorgestrel-Intrauterinspirale mit 52 mg erhöhte für die gleichen Zeiträume das Brustkrebsrisiko ebenfalls signifikant (HR 1,14 beziehungsweise 1,21).

Dosisabhängige Assoziationen

Einige Gestagene sind jedoch sowohl mit als auch ohne Estrogen formuliert, was dem Team eine Abschätzung der modifizierenden Wirkung anhand der Estrogen-Dosis ermöglichte. Es zeigte sich, dass eine höhere Desogestrel-Dosis mit einer höheren HR (1,0021) verbunden war. In Kombination mit einem Estrogen sank die HR (1,0011).

Um die potenziell modifizierende Wirkung von Estrogen weiter zu untersuchen, wurde das Risiko einer Kombination von Desogestrel mit 20 μg und 30 μg Ethinylestradiol verglichen. Für Desogestrel/Ethinylestradiol 20 μg war das Risiko höher (HR 1,33) als bei der Formulierung mit 30 μg (HR 1,08).

Neue Erkenntnis zu Desogestrel

Die Studie bestätigt das erhöhte Brustkrebsrisiko durch die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel, was sich hochgerechnet in etwa 13 zusätzlichen Fällen pro 100.000 Anwenderinnen und Jahr niederschlug. Ferner deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Estrogen die schädliche Wirkung von Gestagen abschwächen kann.

Neu ist die Erkenntnis, dass sich insbesondere Desogestrel deutlicher auf das Brustkrebsrisiko auswirkt als andere Gestagene, insbesondere in reinen Gestagen-Präparaten. »Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Personen mit einem Brustkrebsrisiko von der Vermeidung von Desogestrel-haltigen hormonellen Verhütungsmitteln profitieren können, insbesondere in reinen Gestagen-Formulierungen«, schreiben die Forschenden.

Die Studie weist aber auch Einschränkungen auf. So waren Daten über die Verwendung hormoneller Verhütungsmittel vor Mitte 2005 nicht aus dem Arzneimittelregister verfügbar. Zudem spiegeln die Registerdaten lediglich die eingelösten Verschreibungen wider, jedoch nicht die tatsächliche Verwendung.

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