Der Weg zur deutschen Approbation |
Laura Rudolph |
04.09.2023 18:00 Uhr |
Von Antidot bis Zytostatika: In der Kenntnisprüfung können sämtliche Inhalte des Pharmaziestudiums abgefragt werden. / Foto: Getty Images/Jinda Noipho
»Ich mag meinen Beruf als Apothekerin und wollte ihn auch in Deutschland weiter ausüben«, erzählt Bahlol, die aus Syrien stammt, in Dubai Pharmazie studiert und dort anschließend in der öffentlichen Apotheke gearbeitet hat. 2017 zog sie nach Nordrhein-Westfalen. Um die deutsche Approbation zu erhalten, musste sie als Apothekerin aus einem Drittstaat außerhalb der EU, dem EWR oder der Schweiz zunächst die Fachsprachen- und Kenntnisprüfung absolvieren – eine große Herausforderung, wie aus Bahlols Erzählungen hervorgeht.
»Damals konnte ich kein Wort Deutsch und kannte außer meinem Mann niemanden hier. Das war sehr schwierig für mich.« Bahlol wollte schnellstmöglich die deutsche Sprache lernen und erarbeitete sich mit mehreren Deutschkursen das Sprachniveau B2, das man zur Teilnahme an der Fachsprachenprüfung bei der zuständigen Apothekerkammer benötigt. Diese bestand sie beim ersten Versuch. »Deutsch zu lernen ist der erste und sehr wichtige Schritt, wenn man hier als Apothekerin oder Apotheker arbeiten möchte«, betont Bahlol. Parallel zu den Sprachkursen hospitierte sie einen Monat lang in einer öffentlichen Apotheke, um die Arbeitsweise in einer deutschen Offizin kennenzulernen.
Apothekerin Heba Bahlol / Foto: privat
Nach bestandener Fachsprachenprüfung arbeitete sie dann ein Jahr in Teilzeit mit einer befristeten Erlaubnis zur vorübergehenden Berufsausübung unter Aufsicht eines Apothekers in der Offizin und bereitete sich parallel auf die Kenntnisprüfung vor. »Eine Stelle in einer Apotheke zu finden, war damals für mich nicht einfach. Viele Apotheken suchten Apotheker mit deutscher Approbation oder ausschließlich Vollzeitkräfte.«
Schließlich wurde die Apothekerin jedoch fündig und fand sich inmitten eines für sie völlig neuen Apothekenwesens wieder. »In Dubai gibt es weder eine Rezeptur noch ein Labor in der öffentlichen Apotheke. Es werden dort nur Fertigarzneimittel verkauft. Ebenso gibt es dort nur ein einziges Rezeptformular und nicht viele unterschiedliche.«
Die sehr umfangreiche Kenntnisprüfung bestand Bahlol beim ersten Versuch. Vorbereitet hatte sie sich etwa mit ihren Universitätsunterlagen, Protokollen von vorherigen Kenntnisprüfungen oder bestimmten Büchern. Auch einen Prüfungsvorbereitungskurs hatte Bahlol besucht. »Die Prüfung war sehr schwierig. Hier kann alles abgefragt werden, was man jemals während des Studiums gelernt hat. Besonders das Gebiet des deutschen Apotheken- und Arzneimittelrechts ist mir schwergefallen, da dieses komplett neu für mich war.« Heute ist Bahlol stolze Besitzerin der deutschen Approbation.
Vor einem Jahr ist sie Mutter von Zwillingen geworden und befindet sich derzeit in Elternzeit. Anschließend möchte sie wieder in der Apotheke arbeiten. »Es ist sehr wichtig, eine Apotheke zu finden, in der man sich wohlfühlt«, betont Bahlol. Für die Zukunft plant sie eine Weiterbildung im Bereich geriatrische Pharmazie.
Mit ihrer Geschichte möchte sie Mut machen. »Ich weiß von vielen ausländischen Apothekern, die gerne in Deutschland arbeiten würden, dies aber für einen unerreichbaren Traum halten«, bedauert die Apothekerin. Sie betont: »Es ist ein harter Weg und man muss sehr fleißig und geduldig sein. Doch wenn man an sich glaubt und arbeitet, kann man es auch schaffen.«