»Der Protest der Apotheken hat etwas gebracht« |
Lukas Brockfeld |
26.08.2024 14:30 Uhr |
Gesundheitsministerin Heike Werner, hier bei einer Rede im Landtag, hält nichts von Apotheken ohne Apotheker. / Foto: IMAGO/Jacob Schröter
Der Podcast »Dein Rezept fürs Leben« wird seit Anfang August von der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT) herausgegeben. In der vierten Episode spricht LAKT Geschäftsführer Danny Neidel mit der Gesundheitsministerin des Freistaats Heike Werner, die darin ausführlich über ihren persönlichen Werdegang und ihre gesundheitspolitischen Positionen berichtete.
Die Ministerin erklärte, dass sie die Apotheken vor Ort sehr schätze. Doch angesichts des Apothekensterbens müssten die Rahmenbedingungen dringend verbessert werden. »Wir haben ein Problem was die Honorierung angeht. Apotheken haben eine hoheitliche Aufgabe. Sie sollen dafür sorgen, dass es flächendeckend sichere und gute Arzneimittel gibt. Nicht nur an schönen Tagen, sondern auch nachts, am Wochenende und in Krisensituationen. »Wenn man als Staat so eine Aufgabe überträgt, dann muss man dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen«, erklärte Werner.
Die Ministerin kritisierte in diesem Zusammenhang auch den Versandhandel mit Arzneimitteln als ein Grundproblem. »Es gibt andere europäische Länder, die ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten haben. Der Versandhandel trägt dazu bei, dass sich die Situation der Apotheken immer weiter verschlechtert hat.« Viele junge Pharmazeuten würden heute vor dem Schritt in die Selbstständigkeit mit eigener Apotheke zurückschrecken.
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Apothekenreform sei nicht geeignet, die Situation zu verbessern. »Lauterbach hat nicht verstanden, was der Anspruch der Apothekerinnen und Apotheker ist. Sie wollen Menschen gut beraten und sie bestmöglich im Krankheitsfall unterstützen. Es geht auch darum, in Notsituationen da zu sein und selbst Medikamente herzustellen«, so Werner.
Eine flächendeckende, gute Versorgung könne nicht durch eine Arzneimittelausgabestelle gewährleistet werden. »Dafür braucht es den Apotheker, die Apothekerin, die das Wissen haben und die Verantwortung übernehmen. Eine Apotheke light ist nicht das, was ich mir unter einer Apotheke vorstelle und wofür ich die Apotheke schätze«, sagte die Ministerin.
Die Bundesländer bemühten sich aktuell sehr um Veränderungen an dem Gesetz. Es sei frustrierend, dass die Bundesregierung so wenig auf ihre Kritik einginge. Das beträfe zum Beispiel auch die Krankenhausreform. »Die Betroffenen, also diejenigen in den Krankenhäusern und Apotheken, werden zu wenig einbezogen«, klagte Werner.
Doch mit Blick auf die Apothekenreform, die immer noch nicht vom Kabinett beschlossen wurde, sieht die Ministerin Anlass für Optimismus. »Ich glaube, dass der Protest der Apotheken etwas gebracht hat. Der Widerstand der Ministerpräsidenten, der Gesundheitsminister und der Apotheken hat zu einem Umdenken geführt. Aber man muss natürlich dranbleiben«, so Werner.