Der etwas andere Fall |
Laura Rudolph |
13.01.2025 18:00 Uhr |
Um der Müdigkeit und dem Haarausfall auf die Spur zu kommen, nahm Fleige die Schilddrüsen-Medikation der Patientin unter die Lupe: 75 µg Levothyroxin, die vorbildlich morgens bereits auf der Bettkante sitzend genommen wurden.
Im Gespräch mit dem Mann offenbarte sich ein auf dem Medikationsplan nicht ersichtliches Problem. Die Patientin nahm einen Kaliumbinder gegen Hyperkaliämie ein, um die Niere zu entlasten – laut Plan mittags. Da ein mobiler Pflegedienst den Kaliumbinder jedoch statt mittags schon morgens stellte, war der Einnahmeabstand zwischen L-Thyroxin und dem Kaliumbinder mit nur einer halben Stunde deutlich zu kurz, was die Wirkung der Schilddrüsentablette abschwächen kann.
Gegen den Typ-2-Diabetes nahm die Patientin Sitagliptin ein und spritzte Humaninsulin. Im weiteren Gespräch erklärte der Ehemann, dass die Patientin in letzter Zeit morgens häufiger eine Unterzuckerung habe. Das sei aber kein Problem, da ein oder zwei Löffel Zucker dagegen schon helfen würden.
»Es stellte sich heraus, dass die Frau in den letzten sechs bis zwölf Monaten um die 20 kg abgenommen hatte, die Medikation aber nicht an diesen massiven Gewichtsverlust angepasst wurde«, erzählte Fleige. Das passierte möglicherweise aufgrund eines Arztwechsels: Früher sei die Frau durch eine Diabetologin betreut worden; da sie aber zunehmend immobil geworden sei, habe die nähergelegene Hausärztin die Diabetesversorgung mit übernommen.
Im Rahmen der Medikationsanalyse erarbeitete die Apothekerin schließlich einige Optimierungsvorschläge, darunter die folgenden:
»Leider hatte der Ehemann der Patientin mir keine Zustimmung erteilt, die Ergebnisse direkt mit der Ärztin zu besprechen. Das wolle er selbst übernehmen«, schilderte Fleige, die ihm daraufhin einen Ergebnisbericht zur Vorlage bei der Ärztin mitgab. Von dieser sei der Mann übrigens nicht so überzeugt, wie er im Gespräch habe verlauten lassen.