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Eigenschutz durch OP-Masken

»Der Effekt ist überraschend groß«

Lange hieß es vonseiten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass einfache OP-Masken nicht vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 schützen. Bis Professor Dr. Holger Schünemann von der McMaster Universität in Kanada mit einer Metaanalyse den Gegenbeweis lieferte. Wie er das gemacht hat, berichtet er im Interview.
Frederik Jötten
07.08.2020  09:00 Uhr

Erfahrungen nutzen

PZ: Sie beziehen sich in Ihrer Analyse vor allem auf Studien aus den SARS-und MERS-Epidemien. Warum hat die früher niemand genauer analysiert?

Schünemann: Diese Arbeit ist relativ schwierig. Wir haben zum Beispiel mit drei chinesischen Kollegen zusammengearbeitet, die uns beim Übersetzen rein chinesischer Studien geholfen haben. Aber ein Problem war, dass in den Expertengremien so viele Bedenken bestehen, diese nicht randomisierten Studien zu benutzen.

PZ: Hätten Institutionen wie RKI und WHO nicht im Sinne des Vorsorgeprinzips bei unklarer Datenlage zur Sicherheit eher zur Maske raten sollen als davon ab?

Schünemann: Die Institutionen hätten sich anders entscheiden können, aber im Nachhinein ist das einfach zu sagen. Unsere Aufgabe war es nicht, Empfehlungen auszusprechen. In der westlichen Wissenschafts-Community hieß es, es gebe keine Daten, weil sich bis dato niemand die Mühe gemacht hatte, die nicht randomisierten Studien systematisch anzuschauen. Andere Wissenschaftler bewerten diese Arbeiten auch kritischer als wir.

PZ: WHO und RKI haben argumentiert, dass Masken sogar die Gefahr erhöhen, sich zu infizieren.

Schünemann: Es bestand die Angst, dass Menschen sich durch Masken so sicher fühlen, dass sie andere Verhaltensregeln, wie Abstand halten oder Hände waschen, nicht mehr befolgen würden. Aber da gibt es jetzt Hinweise, dass das nicht stimmt. Eine Infektionsquelle könnte allerdings das Auf- und Absetzen der Maske sein, weniger beim normalen OP-Mundschutz als bei den FFP2- und FFP3-Respiratoren. Dazu fehlen noch hochwertige Studien.

PZ: Hat uns im Westen der SARS-Schock gefehlt, um den Wert der Masken erkennen zu können?

Schünemann: Ich glaube schon. In Toronto gab es ja 2003 einen SARS-Ausbruch. Das kann jetzt eine anekdotische Beobachtung sein, aber dass Menschen in die Ellenbeuge husten, hat sich seit SARS in Kanada durchgesetzt. In vielen Ländern Asiens hat sich mit der damaligen Epidemie das Maskentragen etabliert. Vor 100 Jahren, als die Spanische Grippe ausgebrochen ist, gab es zum Beispiel in einigen Teilen der USA auch eine Maskenpflicht. Wenn diese Erfahrung nicht vor so langer Zeit gewesen wäre, hätte man im Westen auch nicht solche Probleme mit dem Maskentragen gehabt. Es wäre gut, wenn es sich jetzt ins gesellschaftliche Bewusstsein einprägt, dass Masken gegen die Verbreitung respiratorischer Infektionen helfen können.

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