Der Duft der Krankheiten |
Sven Siebenand |
04.12.2024 09:00 Uhr |
Im Labor der Kinderklinik des Universitätsklinikums des Saarlandes arbeiten Forscherinnen und Forscher daran, Krankheiten am Geruch zu erkennen. / © Laura Glücklich/UKS
Bereits im gesunden Zustand gibt der Körper ständig Moleküle in die Umgebung ab. Im Krankheitsfall produzieren der körpereigene Stoffwechsel und auch derjenige der Bakterienflora andere chemische Verbindungen. Je nach Krankheit sind dies unterschiedliche. »Bei jeder Infektion oder Abwehrreaktion des Körpers entsteht eine charakteristische Entzündungsreaktion, die dazu führt, dass bestimmte Geruchsstoffe gebildet werden. Diese flüchtigen organischen Substanzen werden etwa ausgeatmet oder treten mit dem Schweiß aus«, erklärt Dr. Sybelle Goedicke-Fritz von der Kinderklinik der Universität des Saarlandes in einer Pressemitteilung der Hochschule.
»Das Muster, das Krankheiten und Infektionen auf Gasmessgeräten hinterlassen, ist vergleichbar einem Fingerabdruck. Diese Muster sind auch bei anderen Menschen mit der gleichen Krankheit wiedererkennbar. Wir sprechen dabei auch von einem Geruchs-Abdruck, auf Englisch Smellprint«, erläutert die Immunologin und Zellbiologin, die zusammen mit ihrem Team bestimmten Krankheiten diese Smellprints abnehmen will.
Hierzu werden bei Kindern mit Covid-19, Mukoviszidose und anderen Erkrankungen Messwerte aus Ausatemluft, Speichel, Auswurf oder Schweiß gesammelt. »Um die spezifischen Geruchs-Profile der Erkrankungen zu erstellen, messen wir volatile, also flüchtige organische Verbindungen, bekannt auch als VOCs«, so Goedicke-Fritz. Die gemessenen Werte gleichen sie und ihr Team mit Messungen an Kontrollgruppen sowie mit Vergleichsdiagnosen aus dem Labor wie Bluttests, Abstrichen oder PCR-Tests ab.
Den Forschenden ist es bereits gelungen, Smellprints der Geruchsstoffe von mehreren Krankheiten mithilfe der Messgeräte zu erfassen. Sie konnten auch bereits Bakterien anhand der Stoffwechselprodukte, die sie freisetzen, voneinander unterscheiden wie Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Burkholderia cepacia complex oder Stenotrophomonas maltophilia. »Können wir solche Bakterienscreenings weiterentwickeln, wären schnell wichtige Rückschlüsse auf die nötige Therapie möglich, ohne dass Ärzte auf aufwendigere Laborwerte warten müssen«, nennt Goedicke-Fritz einen weiteren Vorteil des Verfahrens.
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