Depression in Zeiten der Pandemie |
Christina Hohmann-Jeddi |
01.10.2021 18:00 Uhr |
Die Prävalenzen könnten noch ansteigen, gab Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Mitglied des Bundestags (Bündnis 90/Die Grünen), zu bedenken. Denn in Drucksituationen sei die Resilienz, die Fähigkeit mit Stressoren umzugehen, insgesamt besser, als wenn der äußere Druck nachlasse. Dann könnten Symptome von Angstzuständen und Depression verstärkt auftreten. Man könne davon ausgehen, dass in Zukunft ein erhöhter Versorgungsbedarf für Menschen mit seelischen Erkrankungen entstehe, sagte die Medizinerin.
Daher sei jetzt politisches Handeln wichtig, damit der Schutz der mentalen Gesundheit künftig eine höhere Bedeutung erhalte. Ein Bereich sei die Prävention: Wer in der Pandemie seelisch belastet sei, solle Hilfsangebote erhalten, um die Manifestation von Erkrankungen zu verhindern. Das gelte besonders auch für Kinder und Jugendliche. Weitere wichtige Bereiche seien die Aufklärung zum Thema psychische Gesundheit, der Ausbau von Behandlungskapazitäten und die Anerkennung der künstlerischen Therapien sowie eine bessere Vernetzung der Therapie- und Beratungsangebote. Diese Punkte müssten nun politisch zentral angegangen werden, wobei vermutlich ein Rahmenplan »Mentale Gesundheit« notwendig sei, sagte die Psychiaterin. »Wir haben jetzt die Chance, die Weichen zu stellen, für die Welt nach Corona – und das könnte eine Welt sein, wo ein Klima der Akzeptanz geschaffen wird«, sagte Kappert-Gonther. »Jede und jeder kann depressiv werden und jede und jeder kann wieder gesund werden.«
Einen verstärkten Blick auf die seelische Gesundheit forderte auch Salkowski. Sie kritisierte, dass in der Pandemie die psychischen Aspekte im Vergleich zu den eigentlichen Infektionsfolgen zu wenig berücksichtigt wurden. »In jeder Talkshow saß ein Virologe oder eine Virologin, das verstehe ich, aber ich habe Psychologen dort vermisst.« Auch diese Seite sollte gehört werden.