Denken andere Apothekerverbände auch an Fusion? |
Jennifer Evans |
02.11.2023 18:00 Uhr |
Die Herausforderungen sind allerdings für die Kammern andere. Während freie Verbände ausschließlich ihren Mitgliedern und deren Votum verpflichtet sind, wenn sie fusionieren wollen, unterliegen Kammern als Körperschaft einer staatlichen Aufsicht. Probleme bei der Zuständigkeit bezüglich der Rechtsaufsicht sieht auch Georg Zwenke, Geschäftsführer des Apothekervereins Hamburg und zugleich Geschäftsführer des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, als eine der größten Hürden für die Kammern. Neben den Mitgliedern spielten da schließlich noch politische Aspekte eine Rolle. Zudem müssten diverse Vorschriften geändert werden, sagte er im Gespräch mit der PZ.
Zwenke selbst ist das beste Beispiel dafür, dass eine Kooperation funktionieren kann. Hamburg und Schleswig-Holstein haben nämlich bereits seit 2011 einen Kooperationsvertrag. Den sie künftig »noch mehr leben« wollen, wie Zwenke hervorhob. Derzeit haben sie neben einem gemeinsamen Geschäftsführer die EDV, eine Cloud und die Hilfsmittelstelle für Apotheken (HilmA) gebündelt. Auch gemeinsame Sitzungen hat es bereits gegeben. Eine Fusionsüberlegung stehe seit Jahren im Raum, sei aber während der Pandemie etwas in den Hintergrund geraten, so Zwenke. Er hofft aber, dass das Thema nach den Plänen aus Sachsen »wieder an Fahrt aufnimmt«. Das hat vor allem einen Grund: Die Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen, ist gesunken. Daher sei es sinnvoll, Entlastungen durch Synergien zu schaffen. Allerdings: Von Verbandsseite in Niedersachsen beziehungsweise Bremen hat es Zwenkes Angaben zufolge noch keine Signale gegeben, sich anzunähern. Grundsätzlich hält er aber weitere Zusammenschlüsse für nicht ausgeschlossen oder kurz: »Alles ist im Fluss«.
Wie sieht es im Westen der Republik aus? Könnten nicht auch die Verbände in Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland ein gutes Team bilden? »Überlegungen zu regionalen Zusammenschlüssen waren bisher nicht Thema unserer Vorstandsberatungen«, ließ Geschäftsführer Peter Schreiber vom Apothekerverband Rheinland-Pfalz die PZ wissen.
Auch der Verband Nordrhein und Westfalen-Lippe könnten künftig ja wieder in derselben Mannschaft spielen, oder? Für die Geschäftsführung aus Nordrhein stellt sich die Frage eines möglichen Zusammenschlusses »zurzeit nicht«. Die beiden Apothekerorganisationen arbeiten demnach in vielen Bereichen der Interessenvertretung der öffentlichen Apotheken gegenüber Politik, Gesellschaft und Krankenkassen bereits »intensiv zusammen«. Westfalen-Lippe wertet die aktuelle Situation etwas anders und antwortete der PZ: »Hier gibt es keinerlei Überlegungen für eine Fusion mit Nordrhein.« Mit mehr als 1700 Mitgliedsapotheken habe der AVWL bereits die Größe, die nun von den Verbänden in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt nun angestrebt würde, sodass die Mitgliederinteressen in der Westfalen-Lippe-Region bereits »effizient vertreten« seien.
Keine Rückmeldung auf die PZ-Anfrage kam aus Niedersachsen, Bremen und dem Saarland.