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Studie

Demenz durch Gabapentin?

In einer retrospektiven Kohortenstudie hat sich gezeigt, dass Rückenschmerzpatienten mit sechs oder mehr Gabapentin-Verordnungen innerhalb von zehn Jahren signifikant häufiger die Diagnosen Demenz oder leichte kognitive Einschränkung erhielten. Weitere Forschung und prospektive Studien sind notwendig, um diese Ergebnisse zu festigen.
Sven Siebenand
21.07.2025  16:20 Uhr

Gabapentin ist ein Strukturanalogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA), das vermutlich die glutamaterge Erregungsübertragung hemmt und bestimmte Calciumkanäle blockiert. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt. Ursprünglich kam der Wirkstoff als Antikonvulsivum auf den Markt. Er darf aber auch zur Behandlung peripherer neuropathischer Schmerzen zum Einsatz kommen.

Im Gegensatz zu Opioiden hat Gabapentin ein geringeres Suchtpotenzial und erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei der Behandlung chronischer Schmerzen, insbesondere neuropathischer Schmerzen. Potenziell neuroprotektive Effekte stehen dabei im Raum.

Ein Team um Nafis B. Eghrari von der Case Western Reserve University School of Medicine in Cleveland, Ohio, hat in »Regional Anesthesia & Pain Medicine« nun Ergebnisse einer Analyse der Verordnungsdaten von Rückenschmerzpatienten veröffentlicht. Insgesamt 26.114 Erwachsene hatten über einen Zeitraum von zehn Jahren mindestens sechsmal Gabapentin gegen lumbale Rückenschmerzen verordnet bekommen. Als Kontrollgruppe fungierte nach einem Propensity-Score-Matching ein Kollektiv von ebenso vielen Patienten mit Rückenschmerzen, denen kein Gabapentin verordnet worden war.

Innerhalb von zehn Jahren zeigte sich bei der mit Gabapentin behandelten Gruppe ein um 29 Prozent erhöhtes Demenzrisiko und ein um 85 Prozent erhöhtes Risiko für leichte kognitive Einschränkungen (MCI) im Vergleich zur Kontrollgruppe. Insbesondere Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren, die Gabapentin erhielten, hatten ein mehr als doppelt so hohes Demenzrisiko (RR 2,10) beziehungsweise MCI-Risiko (RR 2,50) wie Unbehandelte.

Für einen möglichen kausalen Zusammenhang spricht, dass die Anzahl der Verordnungen eine Rolle spielte. Wer zwölf oder mehr Rezepte erhalten hatte, trug ein um 40 Prozent höheres Demenzrisiko und ein 65 Prozent höheres Risiko für MCI als Patienten mit drei bis elf Verschreibungen.

Es ist wichtig zu betonen, dass es sich um eine retrospektive Studie handelt, bei der zum Beispiel die genaue verordnete Dosis und Behandlungsdauer nicht erfasst wurden. »Wir hoffen, dass die aktuelle Studie weitere Forschung fördert, um herauszufinden, ob Gabapentin eine kausale Rolle bei der Entwicklung von Demenz spielt und welche Mechanismen dieser Beziehung zugrunde liegen«, schreiben die Autoren in der Originalpublikation. Unabhängig davon, dass noch mehr Forschung notwendig ist, schlagen sie aber jetzt bereits eine engmaschige Überwachung der Kognition von Patienten unter Gabapentin vor, insbesondere bei langjähriger Verordnung.

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