Delgocitinib schließt Therapielücke |
Kerstin A. Gräfe |
29.10.2024 15:00 Uhr |
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Delgocitinib-Creme wurden in zwei randomisierten, doppelblinden, Vehikel-kontrollierten Phase-III-Studien mit ähnlichem Design (DELTA 1 und DELTA 2) untersucht. Insgesamt nahmen 960 Patienten mit moderatem bis schwerem chronischem Handekzem teil. Sie trugen 16 Wochen lang entweder zweimal täglich Delgocitinib-Creme oder das Vehikel allein auf. Primärer Endpunkt war die globale prüfärztliche Beurteilung des Behandlungserfolgs beim chronischen Handekzem (Investigator’s Global Assessment for chronic hand eczema, IGA-CHE) in Woche 16. Als Behandlungserfolg war ein IGA-CHE-Score von 0 (erscheinungsfrei) oder 1 (fast erscheinungsfrei) mit einer Verbesserung um mindestens zwei Punkte gegenüber dem Ausgangswert definiert.
In beiden Studien erreichten signifikant mehr Patienten der Verumgruppe den primären Endpunkt (DELTA-1: 20 versus 10 Prozent, DELTA-2: 29 versus 7 Prozent). Dabei zeichnete sich der Vorteil der Delgocitinib-Creme bereits nach vier Wochen ab. Auch in den sekundären Endpunkten Juckreiz und Schmerz zeigten sich unter Delgocitinib signifikante Verbesserungen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Applikationsstelle (1,0 Prozent).
Patienten, die die DELTA-1- und -2-Studien beendeten, konnten an der DELTA-3-Studie für weitere 36 Wochen teilnehmen. Hier zeigte sich mit Anzupgo eine zu den 16-Wochen-Studienergebnissen vergleichbare Wirksamkeit sowie ein konstantes Sicherheitsprofil. Es wurden nur wenige schwerwiegende unerwünschte Ereignisse berichtet, von denen keines als behandlungsbedingt eingestuft wurde.
Der nächste Januskinase-Hemmer ist im Handel. Das macht mittlerweile zunächst einmal wenig neugierig. Die Tatsache, dass Delgocitinib aber topisch verabreicht wird, macht diesen neuen Wirkstoff dann schon interessanter. Klar: Mit dem Ruxolitinib-haltigen Opzelura® gibt es bereits ein Topikum mit einem JAK-Hemmer. Dennoch kann Delgocitinib vorläufig als Sprunginnovation betrachtet werden.
Zum einen ist es der erste topische Pan-JAK-Inhibitor auf dem Markt. Alle vier Mitglieder der JAK-Familie werden gehemmt. Dadurch wird der JAK-STAT-Signalweg unterbrochen und die Expression proinflammatorischer Gene wird gehemmt.
Zum anderen schließt Delgocitinib eine Therapielücke beim chronischen Handekzem. Bislang standen nämlich keine topischen Therapien zur Verfügung, die spezifisch zugelassen waren für Erwachsene mit mittelschwerem bis schwerem chronischen Handekzem, bei denen topische Glucocorticoide unzureichend wirksam oder nicht geeignet sind.
Dies hat sich mit Delgocitinib nun geändert. In den Studien DELTA-1 und -2 wurden die primären und sekundären Endpunkte erreicht. Der Hautzustand verbesserte sich im Vergleich zu Placebo signifikant. Hinzu kommt eine schnelle Linderung von Schmerz und Juckreiz. Das bedeutet für Betroffene einen großen Fortschritt. Schließlich wirkt sich ein chronisches Handekzem bei vielen auch auf die Lebensqualität negativ aus.
Die offene Verlängerungsstudie DELTA-3 belegt die Langzeitwirksamkeit. Hervorzuheben ist ferner das gute Sicherheitsprofil – auch in der langfristigen Anwendung. Es kommt nur zu einer minimalen systemischen Exposition und ein Labormonitoring ist nicht vorgeschrieben. Das muss man sicher weiter im Blick behalten und auch die Haut an den Applikationsstellen sollte regelmäßig untersucht werden. Denn bei der Anwendung topischer JAK-Inhibitoren konnten in der Vergangenheit selten bestimmte Hautkrebsformen entdeckt werden, insbesondere Basalzellkarzinome. Daher sollten auch Apotheker bei der Abgabe von Anzupgo® auf diese Untersuchungen zur Sicherheit hinweisen.
Sven Siebenand, Chefredakteur