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Kontroverse

Debatte um Symptome beim Absetzen von Antidepressiva

Setzt man ein Antidepressivum ab, kann ein Teil der Patienten Symptome entwickeln, die zuvor noch nicht da waren. Darüber, wie häufig dieser Effekt eintritt – und wie man ihn nennen sollte –, wird innerhalb der Fachwelt leidenschaftlich diskutiert.
Annette Rößler
30.07.2025  18:00 Uhr

Weitere Forschung vonnöten

Wie häufig unerwünschte Symptome nach dem Absetzen von Antidepressiva tatsächlich auftreten, wie gravierend sie sind und wie man sie vermeiden könnte, bleibt also weiterhin zumindest teilweise unklar. »Die Forschungslücken sind massiv«, sagte Professor Dr. Michael Hengartner von der Kalaidos Fachhochschule in Zürich, einer der Autoren der Arbeit in »Psychological Medicine«, gegenüber dem Science Media Center (SMC).

»Damit Studien unseren Erkenntnisstand erweitern, müssten sie Entzugssymptome systematisch erfassen und eine deutlich längere Behandlungsdauer beinhalten, damit wir Entzugseffekte nach Einnahme von drei Monaten, sechs Monaten, zwölf Monaten und 24 Monaten vergleichen können. Zudem müssten zukünftige Studien verschiedene Absetzstrategien testen, vom abrupten Absetzen bis zum langsamen schrittweisen Ausschleichen«, so der Professor für klinische Psychologie.

Auch Professor Dr. Tom Bschor vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden, Sprecher der AG Psychiatrie der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und einer der Autoren der kritisierten Metaanalyse aus »The Lancet Psychiatry«, kommt beim SMC zu Wort. Im Gegensatz zu Hengartner spricht er nicht von Entzugs-, sondern von Absetzsymptomen.

Diese seien bei Antidepressiva durchaus häufig, aber meistens mild ausgeprägt und in der Regel nach circa zwei Wochen wieder abgeklungen, weshalb die meisten Betroffenen damit einigermaßen zurechtkämen. Einzelne Patienten empfänden sie allerdings als so quälend, dass sie das Antidepressivum erneut einnehmen. »Es ist keine gute Situation, wenn ein Medikament nur genommen wird, um Absetzsymptome zu vermeiden«, stellt Bschor fest.

Der Psychiater, der seit einigen Jahren auch Vorträge zum Thema Absetzen von Antidepressiva hält, verweist auf ein weiteres Problem: Rebound-Depressionen, also eine neue depressive Episode nach dem Absetzen des Antidepressivums. Dieses Phänomen, das »bei einem leider nicht genau zu beziffernden Anteil von Betroffenen nach dem Absetzen einer längeren Antidepressiva-Medikation« auftrete, mache ihm »die größeren Sorgen«, denn bei einer Rebound-Depression bestehe das Risiko, dass sie besonders heftig oder besonders schwer zu behandeln sei. Er betont, dass Antidepressiva daher von vornherein nicht leichtfertig, sondern vorrangig bei schweren Depressionen eingesetzt werden sollten.

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