Arthritisdiagnose ist wie ein Mosaik |
20.01.2003 00:00 Uhr |
Der Arthralgie beziehungsweise Arthritis liegt eine Entzündung der Synovialmembran (Innenhaut der Gelenkkapsel) zu Grunde. Die Rede ist somit auch von einer Synovialitis oder Synovitis, führte Professor Dr. Manfred Schattenkirchner von der Rheumaeinheit der Ludwig-Maximilians-Universität München aus.
Zu einer Arthritis kann es in Begleitung von Infekten, Impfungen oder immunologischen und neoplastischen Erkrankungen kommen. Als Ursachen kommen nicht nur Mikroorganismen, sondern auch Mikrokristalle und Knorpelabrieb in Frage. Schattenkirchner machte deutlich, dass sich die Arthrose durch Anlauf-, Belastungs-, Ermüdungs-, Muskel- und Nachtschmerzen, Kraftlosigkeit, Kälteempfindlichkeit, Gelenkgeräusche und Anlaufsteifigkeit mit zunehmender Ausprägung auszeichnet. Im Gegensatz dazu ist die Arthritis durch Dauerschmerzen (in Ruhe, nachts, bei Bewegungen), Steifigkeit (besonders morgens), Schwellung, Überwärmung und Bewegungsbehinderung gekennzeichnet.
Das Gelenkbefallmuster bilde den Ausgangspunkt für die Diagnose, sagte der Rheumatologe und unterschied Mon-, Oligo- und Polyarthritis. Als Monarthritis laufen sowohl die septische, eitrige und die Kristall-induzierte Arthritis (Gicht) als auch die Lyme-Arthritis sowie aktivierte Arthrosen ab. Sie kann der atypische Beginn einer polyarthritischen Krankheit, jedoch auch Zeichen eines Gelenktumors oder einer Amyloidose sein.
Bei einer Oligoarthritis muss dem Verdacht auf eine reaktive posturethritische oder postenteritische Arthritis, eine HLA-B 27-assoziierte oder eine periphere Arthritis nachgegangen werden. Sie kann jedoch auch im Frühstadium einer Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) oder bei Colitis ulcerosa/Morbus Crohn auftreten beziehungsweise Symptom eines Reiter-Syndroms sein. In zehn Prozent der Fälle ist sie Begleiterscheinung einer Psoriasis, merkte der Referent an.
Morbus Bechterew Der zum rheumatischen Formenkreis gehörende Morbus Bechterew beginnt meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren mit schmerzhaften Entzündungen der Kreuzdarmbein- und Wirbelgelenke. Im fortgeschrittenen Stadium verknöchern die Wirbelkörper, die Wirbelsäule versteift. Die Entzündungen können auf andere Gelenke und sogar innere Organe übergreifen. In der Therapie setzt man vor allem Schmerzmittel und nicht steroidale Antirheumatika ein. Einen neuen Ansatz bietet der TNF-a-Blocker Infliximab (siehe PZ 40/02).
Eine Polyarthritis symmetrischer Art weist unter anderem auf eine systemische immunologische Reaktion wie bei der rheumatoiden Arthritis (chronische Polyarthritis) oder den Kollagenosen, zum Beispiel einem Lupus erythematodes, hin. Sie kommt jedoch auch in Folge von Virusinfektionen, zum Beispiel mit Parvo-B19-Viren, vor.
Die Diagnostik der Gelenkerkrankungen ist eine »Mosaiksteindiagnostik«. Einzelne beweisende Befunde gibt es nur selten, so der Referent. Meist sei die Diagnose erst durch das Zusammensetzen vieler Einzelteile, der anamnestischen Angaben und des klinischen Bildes möglich.
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