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Neue Alternativen gegen resistente Keime

21.01.2002  00:00 Uhr

PHARMACON DAVOS 2002

Neue Alternativen gegen resistente Keime

Der Bedarf an neuen Antibiotika ist nach wie vor hoch. Professor Dr. Ulrike Holzgrabe vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie der Universität Würzburg begründete dies mit immer mehr Resistenzen bekannter Erreger gegenüber den zur Verfügung stehenden Substanzen sowie einer Vielzahl neuer Keime.

Als eine neue Gruppe stellte die Referentin die Ketolide mit ihrem ersten Vertreter Telithromycin vor. Eigentlich sind Ketolide den Makroliden zuzuordnen. Sie unterscheiden sich von den bisher verfügbaren Substanzen durch eine Ketofunktion an der Position 3. Die Makrolide sind dort über eine Etherbindung mit einem Zucker verknüpft. Dazu kommt wie bei Clarithromycin in der Position 6 eine Methoxygruppe und an Position 11 und 12 eine zyklische, substituierte Carbamatfunktion. Auf Grund dieser Strukturveränderungen sind die Ketolide stabiler, in vitro aktiver und haben eine günstigere Pharmakokinetik.

Der Wirkungsmechanismus ähnelt allerdings stark den Makroliden. Sie hemmen die Translation am Ribosom und damit die Proteinsynthese in den Bakterienzellen. Telithromycin bindet allerdings geringfügig anders als Erythromycin. Deshalb gibt es keine Kreuzresistenzen, und Telithromycin eignet sich auch zur Therapie Erythromycin-resistenter Keime. Die Substanz wirkt besonders gegen grampositive Keime, aber auch atypische Erreger wie Chlamydien, Legionellen und Mycoplasmen werden erfasst. Telithromycin flutet im Plasma schnell an und hat eine lange Halbwertszeit. Weniger gut ist die hohe Proteinbindung und die mäßige Bioverfügbarkeit von 57 Prozent.

Oxazolidinone

Als echte neue Antibiotikaklasse bezeichnete Holzgarbe die Oxazolidinone. Der erste Vertreter Linezolid wirkt besonders gegen grampositive Keime. Linezolid hemmt die Proteinsynthese an den Ribosomen, indem es die Bildung des Initiationskomplex aus m-RNA, 70S-Ribosom und Formylmethionon-t-RNA verhindert. Linezolid ist auch gegen Methicillin-resistene Staphylokokken und Vancomycin-resistente Enterokokken wirksam. Die Substanz flutet im Plasma schnell an, und wie beim Telithromycin werden auch hier hohe Blutspiegel erreicht. Linezolid hat allerdings eine relativ kurze Halbwertszeit, dafür eine geringere Proteinbindung und ist nach peroraler Gabe zu 100 Prozent bioverfügbar.

4-Chinolone

Schließlich ging Holzgrabe noch auf die neuen Gyrasehemmer ein, die neben der Topoisomerase II auch die Topoisomerase IV hemmen und damit ein breiteres Wirkungsspektrum haben. Es werden sowohl gramnegative als auch grampositive sowie atypische und anaerobe Keime erfasst. Der neuste Vertreter ist das Gatifloxacin, das neben Moxifloxacin zur vierten Generation der Gyrasehemmer gezählt wird. Holzgrabe ging auch auf die Wechselwirkung der Gyrasehemmer mit Calcium-, Aluminium- und Magnesium-haltigen Antacida ein. Die Ionen bilden mit der essenziellen b-Ketocarbonsäure-Struktur der Gyrasehemmer schwer lösliche Komplexe. Holzgrabe empfahl, zunächst den Gyrasehemmer und erst zwei Stunden später das Antacidum einzunehmen. [Korr.]

 

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