Das verkannte Problem |
Die Fehleinschätzungen der Bevölkerung mit Blick auf Depressionen im Alter haben nach Angaben der Stiftung Folgen. So erhielten nur 12 Prozent der betroffenen Senioren über 70 eine Psychotherapie, heißt es. Bei den 30- bis 69-Jährigen sei es dagegen fast ein Drittel (31 Prozent). Die Umfrage zeigt, dass die deutlich niedrigere Quote nicht am Unwillen der Senioren liegt: Zwei Drittel (64 Prozent) wären laut Umfrage bereit, eine Therapie zu machen. Sie wird ihnen aber wahrscheinlich seltener angeboten, weil Symptome zu schnell mit «dem Alter» erklärt werden.
Auslöser von Depressionen können in jedem Lebensalter traumatische Erlebnisse, Missbrauch, aber auch erbliche Faktoren sein. «Das ist keine pure Befindlichkeitsstörung, Depressionen fühlen sich anders an», sagte Hegerl. Wenn alten Menschen nichts mehr Freude macht, sie kaum noch etwas interessiert und sie sich permanent erschöpft fühlen, schrillten bei Angehörigen und auch Pflegepersonal seltener die Alarmglocken als bei jüngeren Menschen. Ähnlich gelte das für zu wenig Appetit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, innere Unruhe, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken.
«Menschen werden nicht depressiv, weil sie einsam sind», ergänzte der Psychiater. «Es ist oft die Depression, die zum sozialen Rückzug und zu einem Gefühl der inneren Versteinerung führt.» Helfen könne man Senioren am besten, indem man sie für eine Abklärung beim Gang zu Fachärzten wie Psychiatern unterstütze. Sie könnten Depressionen auch gut von einer Demenz unterscheiden.