Das Rezeptpäckchen ist jetzt digital |
Alexander Müller |
08.05.2025 14:00 Uhr |
Als Vordenker in den Chroniken finden sich auch die Namen der Apotheker Walter Riemerschmid, Gotthard Kollibabe und Alois Feuerecker von der Bayerischen Landesapothekerkammer beziehungsweise vom Verband. Aus dem Münchener Verein wird so die Verrechnungsstelle der Bayerischen Apotheken (VBA), die 1967 die elektronische Rezeptabrechnung einführt.
Rezepte werden nun nicht mehr per Hand addiert, sondern maschinell verarbeitet. Da sich in den Folgejahren immer mehr Apotheken aus Baden-Württemberg anschließen, wird der Vereinsname 1972 in »Verrechnungsstelle der Süddeutschen Apotheken« (VSA) geändert.
Anfang der 1980er-Jahre zählt die VSA mehr als 4000 Kundinnen und Kunden und ist damit aus der Rechtsform des Vereins herausgewachsen. Der Abrechnungsbetrieb läuft seit dem 1. Januar 1983 über die VSA GmbH. Einziger Gesellschafter bleibt der Förderungsverein der Süddeutschen Apotheken e. V. (FSA), entstanden aus einer Umbenennung des Vereins VSA. Der FSA hat nach eigenen Angaben heute rund 3000 Mitglieder.
Nach der Wiedervereinigung startet die VSA im Herbst 1990 mit Geschäftsstellen in Dresden, Leipzig und Halle – zunächst aber noch mit manueller Abrechnung der Rezepte mit einfachen »Addi-Maschinen«. Zum Jahreswechsel 1991 wird das gegliederte Krankenkassensystem sowie das bundeseinheitliche Rezeptblatt in den neuen Bundesländern eingeführt; für die VSA bedeutet das einen enormen Wachstumsschub in Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Ab Januar 1996 verlangen die Kostenträger zusätzliche Daten. Die Rezepte müssen als Images digital übermittelt werden. Die VSA muss auf »Image-Processing« umstellen, wobei die Rezepte gescannt und im Anschluss maschinell ausgelesen werden. Die Codierung entfällt. Die Grundlage dafür bilden das neu eingeführte Querformatrezept und die Krankenversichertenkarte. Die VSA kann nun mit einem digitalen Rezeptarchiv auf CD und später dem Online-Zugriff auf Rezept- und Abrechnungsdaten neue Services anbieten.
Aber das Geschäftsfeld wird auch außerhalb der Rezeptabrechnung für die Apotheke ausgeweitet. Ende der 1990er-Jahre kommt mit der azh GmbH die Abrechnung von Heil- und Hilfsmittelrezepten für Physiotherapeuten, Sanitätshäuser und Optiker dazu. Und 1998 steigt die VSA ins Softwaregeschäft ein. Die Dr.-Ing. Stahl GmbH (Infopharm) wird übernommen; später Pharmasoft, Wabe und aSuite. 2009 schließt sich die VSA mit der Pro Medisoft zur Awinta zusammen, ab 2014 eine 100-prozentige Tochter der VSA.
Elektronische Rezeptabrechnung in Apothekerhand – mit sogenannten Hochgeschwindigkeitsbeleglesern. / © Noventi
Doch der Parallelbetrieb verschiedener EDV-Systeme belastete die Gruppe jahrelang; die Zusammenführung unter dem Dach der Awinta scheitert in mehreren Anläufen. Am Ende entschließt sich die Noventi, drei Softwarelinien einzustellen und fokussiert sich auf die Linie Prokas.
Im Abrechnungsmarkt ist die Konsolidierung leichter: 2004 wird das Abrechnungszentrum ALG in Datteln Teil der VSA; das SRZH (2017) und das Sarz (2018) folgen. Schon 2016 werden Abrechnungs- und IT-Bereich unter der neuen Dachgesellschaft Noventi gebündelt.