| Brigitte M. Gensthaler |
| 19.12.2025 18:00 Uhr |
Die Ärztin Dr. Gisela Bondes von der Pamir-Hilfe, Schönau, bei einem Einsatz in Tadschikistan. Apotheker Helfen unterstützt die Pamir-Hilfe mit speziellen Verbandstoffen, die im Land nicht zu beschaffen sind. / © Apotheker Helfen, Pamir-Hilfe
»Unser Ziel ist es, dort zu helfen, wo medizinisch-pharmazeutische Versorgungslücken bestehen, und Kindern lebenswichtige Hilfe zugänglich zu machen. Damit können wir Kindern das Leben erleichtern«, sagt Apothekerin Franziska Scharpf, die Ende Juli zur neuen Vorsitzenden von Apotheker Helfen (AH) gewählt wurde, im Gespräch mit der PZ. »In vielen Langzeitprojekten engagieren wir uns kontinuierlich und nachhaltig, immer auf Augenhöhe mit den lokalen Teams. Es geht aber auch um die vergessenen Krisengebiete.«
Eines davon ist Haiti, wo vor einigen Wochen der Hurrikan Melissa gewütet hat. Dies verschärfte die prekäre Lage der Menschen, die unter anderem durch politische Instabilität und Binnenvertreibungen entstanden ist. Etwa sechs Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen, fast die Hälfte davon sind Kinder. »Gemeinsam mit der nph-Kinderhilfe unterstützen wir die Notaufnahme des St.-Damien-Kinderkrankenhauses mit Medikamenten, denn die humanitäre Krise ist erschütternd«, erklärt Scharpf.
Das Krankenhaus versorgt nach Angaben von nph etwa 560 Notfallpatienten pro Monat, viele davon mit Infektionen und Mangelernährung. Ärzte und Pflegeteams seien ständig gefordert und die Arzneimittelbudgets stark belastet. Aktuell sichert AH die Behandlung von Patienten mit akuten Infektionen – darunter auch Cholera. Ziel ist es, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern und Leben zu retten.
In den Startlöchern steht ein neues Projekt in Uganda gemeinsam mit der Malteser International Stiftung. Auf Antrag der Stiftung wird AH das Suubi Lyaffe Centre, ein kleines Rehazentrum in der Region Greater Kampala, unterstützen. Fast 50 Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Behinderungen oder Erkrankungen werden hier betreut und gefördert. Sie leiden unter anderem an Epilepsie, Zerebralparese oder Sichelzellanämie.
»In Uganda sind Kinder mit Behinderungen stark stigmatisiert und bekommen häufig keine angemessene Unterstützung. Viele Mütter stehen mit der Pflege ihrer Kinder und dem Lebensunterhalt allein da«, erklärt AH-Geschäftsführerin Dr. Beate Lettmeier den Hintergrund des Projekts. Der Bedarf sei groß, da staatliche Hilfen weitgehend fehlen. Malteser International unterstützt die Einrichtung Suubi Lyaffe mit Therapien für die Kinder und Schulungen für die Mütter sowie mit einkommensschaffenden Maßnahmen und administrativer Hilfe. »Wir von AH komplettieren das Programm durch die Bereitstellung von Arzneimitteln im Wert von 10.000 Euro für diese Kinder.« Die medikamentöse Therapie der Kinder mit Epilepsie oder Spastiken helfe, Komplikationen zu vermeiden, und gebe Müttern und Kindern mehr Lebensqualität.
HNO-Arzt Dr. Martin Krasa vom Klinikum Nürnberg untersucht schwerhörige Kinder in der Kinderklinik Bassar, Togo. / © Apotheker Helfen/Fi Bassar
Ein weiteres neues Projekt wird derzeit in der Stadt Bassar in Togo geplant. Es geht um die Versorgung von hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen – gemeinsam mit dem Verein Fi Bassar, Nürnberg, und einem Team des Klinikums Nürnberg, mit denen Apotheker Helfen schon seit Längerem kooperiert. Bislang fehlte in der Mitte des afrikanischen Landes eine grundlegende HNO-Struktur. »Kinder mit chronischen Hals-Nasen-Ohren-Infektionen oder unerkannten Hörschäden haben kaum Chancen auf eine normale schulische Entwicklung«, sagt Lettmeier. Das schlechte Hörvermögen präge ihr weiteres Leben.
Ein neues HNO-Gebäude, angegliedert an die neu erbaute Kinderklinik in Bassar, soll Untersuchungen, Operationen, Hörscreenings bei Neugeborenen und Schulungen für das Personal ermöglichen. »Mit Hilfe unserer Spender sehen wir hier eine gute Chance, akut und chronisch hörbehinderte Kinder langfristig zu fördern«, so die Apothekerin.