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Führung & Körpersprache

Das können Manager von Pferden lernen

Führungskräfte können ihr Verhalten bei Pferden auf den Prüfstand stellen. Wie das geht, lernen sie bei Marie Bäumer im Atelier Escape. Im PZ-Interview spricht die Schauspielerin über die zentralen Ansätze ihrer Methode.
AutorKontaktJennifer Evans
Datum 04.03.2024  07:00 Uhr

PZ: Was hat Sie dazu gebracht, Menschen und Pferde zusammenzubringen?

Bäumer: Im Jahr 2017 bin ich für eine Dokumentation mit einer herrlichen Truppe durch acht Bundestaaten im Wilden Westen gezogen. Die Reise hat mich sehr geprägt. Das hat ein Freiheits- und Naturgefühl in mir wachgerufen, was im Kern wohl die Initialzündung für die Gründung meines Unternehmens Escapade war. Begonnen habe ich zunächst mit Persönlichkeitstraining ohne Pferde in einer Hamburger Schauspielschule, erst später kamen die Tiere dazu. Während der Corona-Pandemie bin ich dann in die Provence umgezogen und das Unternehmen ist weiter gewachsen.

PZ: Worum geht es in Ihrem Training?

Bäumer: Ich versuche den Teilnehmenden vor allem drei Basisgrundpfeiler zu vermitteln. Den persönlichen Raum einzunehmen und zu halten, eine Verbindung zu sich, ihren Mitmenschen und ihrer Vision herzustellen sowie innere und äußere Bewegung zuzulassen, um Energie freizusetzen.

PZ: Warum gelingt das gerade mit Pferden so gut?

Bäumer: Für mich sind es Krafttiere. In ihrer Gegenwart möchte ich so sein wie sie. Sie lehren mich den Wert der Verbindung zu schätzen, sind wie Komplizen. Sie sind stark, sensibel und spielerisch zugleich. Als Fluchttiere haben sie unter anderem die Fähigkeit auf 30 Meter Distanz, unseren Gemütszustand zu erkennen.

PZ: Müssen die Workshop-Teilnehmenden eigentlich Pferde affin sein oder reiten können?

Bäumer: Nein, 80 Prozent von ihnen sind überhaupt keine Pferde-Menschen. Während meiner Arbeit sitzt keiner von ihnen auf einem Pferd. Tier und Mensch begegnen sich hingegen auf Augenhöhe.

PZ: Was lernen die Menschen bei Ihrem Training von den Pferden?

Bäumer: Ich habe mich darauf spezialisiert zu erkennen, wo eine Person in ihrem Körper emotionale Spannungen hält. Das kann bis hin zu Blockaden führen. Es gilt diese Blockaden, die ich „Schrauben“ und „Filter“ nenne, die wir alle als ganz menschliche Schutzmechanismen nutzen, zu erkennen und zu lösen. Ganz wesentlich ist dabei, die geführte Atmung zu etablieren. Zum Beispiel entwickeln die Teilnehmenden ein Gefühl dafür, was physische Standhaftigkeit im Raum bedeutet. Wie sind also Becken, Nacken und Oberarme bestenfalls ausgerichtet? In der Körperspannung sind es oft die kleinen Dinge, die eine ganz große Wirkung haben können. Die Sprache ist nur die letzte Spitze des Eisbergs. Das vergessen wir oft, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der viel geredet wird. Daher gehen wir oft davon aus, dass die Sprache das entscheidende Mittel der Kommunikation ist. Dabei gilt es vielmehr, sich seinen eigenen Körper zum Sparringpartner zu machen.

PZ: Also auch auf seine Gesten zu achten?

Bäumer: Ich würde Gesten nie vorsätzlich einsetzen, sondern sie immer in Verbindung zu dem entstehen lassen, was ich ausdrücken möchte. Das wirkt auch viel natürlicher. Stimmt diese Verbindung bei einem Redner nämlich nicht, läuft er Gefahr, dass die Zuhörer einschlafen. Charismatische Redner dagegen halten diese Verbindung und vertrauen auf ihren Ausdruck. Das spiegelt sich dann auch in der Aufmerksamkeit der Zuhörer wider.

PZ: Was bedeutet das für Führungskräfte?

Bäumer: Ein maßgebliches Instrument für sie ist es zu lernen, wie sie den Ausgangszustand von gelassener Präsenz erreichen. Anstatt voller Anspannung mit erhobenem Zeigefinger dazustehen. Es gilt vielmehr, sich innerlich aufzurichten und fokussiert zu sein sowie schon vorab zu klären, was soll meine Aussage sein? Dabei ist es wichtig, weniger ambitioniert zu sein und dafür mehr Freude und Spiel in den Führungsstil zu integrieren. Denn Humor verbreitet positive Energie und einem humorvollen Chef folgt man lieber. Im Zuge dessen stellt sich vielen übrigens auch die Frage: Bin ich überhaupt jemand, der gerne führt, liegt mir das oder will ich Teile davon eigentlich lieber abgegeben? Oder umgekehrt kann es auch sein, dass jemand noch gar nicht erkannt hat, welche Talente in ihm schlummern.

PZ: Was ist maßgeblich dafür, dass ein Unternehmen läuft?

Bäumer: In meinen Augen geht es nicht um Skills, die einen immer effizienter machen, sondern um menschliche Momente. Dafür braucht es Mut und Bereitschaft zur Veränderung. Aber die vielen unglücklichen und unmotivierten Arbeitnehmenden zeigen, dass in diesem Bereich noch viel Luft nach oben ist. Bei den Pferden lässt sich das eigene Verhalten einmal auf den Prüfstand stellen.

PZ: Was geben Sie Teamleitern noch mit auf den Weg?

Bäumer: Sie sollten lernen, ihre Kräfte und Schwächen einzuschätzen, delegieren zu können, Zugeständnisse zu machen sowie bei äußerer Unruhe weiter ihre Präsenz zu halten und Entscheidungen fällen zu können. Außerdem müssen sie sich selbst vertrauen und dafür – wenn nötig – die Kraft der eigenen Gedanken einsetzen. Ihr Ziel muss es sein, immer wohlwollend im gemeinschaftlichen Sinne zu handeln. Und je besser ein Mensch sich selbst kennengelernt hat, desto besser kann er auch sein Gegenüber einschätzen. Dabei sind wir schon bei einem weiteren Aspekt: Interesse am Mitmenschen. Leider weiß nicht jeder Chef, wen er in seinem Team vor sich hat.

PZ: Was haben Sie persönlich von Pferden gelernt?

Bäumer: Ich habe geübt, den Weg zum Stall zu nutzen, um meine Gedanken zu entrümpeln. Manchmal muss ich den Weg zwei Mal gehen. Wenn ich an einem Tag merke, es gelingt mir einfach nicht, fahre ich auf ein Basisprogramm runter. Schließlich kann ich die Tiere nicht gut führen, wenn ich ihnen kein gutes Gegenüber bin. Denn Pferde orientieren sich instinktiv dorthin, wo sie Schutz und Stärke finden und wo jemand ist, der gute Pläne macht. Das ist bei Menschen nicht viel anders. Ich bewundere auch, dass Pferde viel eindeutiger als Menschen kommunizieren, ihr verbaler und körperlicher Ausdruck stehen nicht im Widerspruch zueinander – wie es oft bei uns der Fall ist. Wer mit Pferden zusammenwachsen will, muss an sich selbst arbeiten. Und auch bereit dafür sein.

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