Das hilft bei Hämorrhoidalleiden |
Hämorrhoiden gehören noch immer zu den gesellschaftlichen Tabu-Themen – auch in der Apotheke. Bei der Beratung sind Fingerspitzengefühl und Empathie gefragt. / © Adobe Stock/contrastwerkstatt
»Was ist das und wie kriege ich das wieder weg?« So oder ähnlich lautet eine Frage, wenn Apothekenkunden und Patienten Abhilfe für Beschwerden wie Jucken, Brennen, Nässen oder transanale Blutungen im Analbereich suchen. Häufig steckt ein Hämorrhoidalleiden dahinter.
Zu den Faktoren, die ein Hämorrhoidalleiden begünstigen können, zählen eine chronische Verstopfung (aber auch häufige Durchfälle), eine Erhöhung des intraabdominellen Drucks bei Adipositas oder in der Schwangerschaft sowie Alkoholabusus, aber auch eine genetische Disposition und ein geringer Ballaststoffanteil in der Ernährung. Daneben hat eine aktuelle Studie einen weiteren Einflussfaktor identifiziert: die Nutzung des Smartphones beim Toilettengang. Die dadurch länger dauernde sitzende Position ohne Unterstützung des Beckenbodens wird hierbei als Ursache vermutet.
Bei Hämorrhoiden handelt es sich um ein Geflecht aus Venen und Arterien im Bereich des Anus, die als Schwellkörper zur Feinabdichtung dienen und damit eine wesentliche Rolle für die Kontinenz spielen. Ist ihre Funktion gestört, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Die sich in Überarbeitung befindende S3-Leitlinie »Hämorrhoidalleiden« schätzt deren Häufigkeit in den westlichen Industrienationen als sehr hoch ein
und spricht von einer Volkskrankheit. Frauen und Männer sind etwa gleich häufig betroffen; die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Valide Studien zur Epidemiologie und Prävalenz fehlten aber bisher.
Gelingt die Feinabdichtung nicht mehr, kann Darminhalt in die äußeren Analbereiche gelangen und die empfindliche Haut und Schleimhaut reizen. Betroffene berichten über Jucken und Brennen im Analbereich, das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung, mitunter über Blut am Toilettenpapier oder in der Unterwäsche. Da von den Beschwerden nicht zweifelsfrei auf ein Hämorrhoidaleiden geschlossen werden kann, sollte auch vor einer Selbstmedikation ein Arzt die Diagnose stellen.
Zur Linderung akuter Beschwerden sind verschiedene Substanzen verfügbar, die in Form von Salben, Cremes und Suppositorien topisch angewendet werden. Um Jucken und Brennen rasch zu lindern, können kurzzeitig Lokalanästhetika zum Einsatz kommen. Für die Selbstmedikation verfügbar sind Lidocain (etwa Posterisan® akut) oder Quinisocain (etwa Haenal® akut). Adstringierend wirken Gerbstoffe. Sie sind in Hamamelis-Extrakten (zum Beispiel Hametum®) oder in Form von basischem Bismutgallat (zum Beispiel Mastu®) enthalten.
Fetthaltige Salben, beispielsweise mit Jojobaöl oder Bienenwachs (etwa Posterisan® protect) schützen die gereizte Schleimhaut, nicht zuletzt beim Stuhlgang. Um hervorgetretene Hämorrhoiden wieder zu reponieren, kann ein spezieller Stick unterstützen (Postericare® Hämorrhoiden-Stick).
Für alle Optionen gilt: Sie sind eine symptomatische Therapie und können zur Linderung akuter Beschwerden eingesetzt werden. Eine ursächliche Behandlung ermöglichen sie nicht.
Empfohlen werden kann außerdem eine Basistherapie aus Ernährung, angepasstem Defäkationsverhalten und Stuhlregulation. Konkret bedeutet dies, auf eine ausreichende Ballaststoffzufuhr zu achten. Dazu können als Quellmittel Flohsamenschalen (etwa Metamucil oder Mucofalk®) oder Leinsamen beitragen.
Verzichten sollten Betroffene hingegen auf Pressen beim Stuhlgang oder längere Sitzungen (etwa mit ausgiebiger Smartphone-Nutzung). Verzichten sollten Betroffene außerdem auf herkömmliches feuchtes Toilettenpapier. Es enthält häufig unter anderem Duftstoffe, die die Haut zusätzlich reizen können. Besser geeignet ist einfaches, mit Wasser befeuchtetes Toilettenpapier, spezielle Pflegetücher (etwa Faktu® Clean) oder Reinigungsschaum (etwa Hametum® Reinigungsschaum).