»Das ApoRG ist ein Apotheken-Abschaffungsgesetz« |
Laura Rudolph |
19.07.2024 17:00 Uhr |
»PTA werden definitiv nicht zum Führen einer Apotheke ausgebildet«, betonte Dagmar Hußmann, »schon gar nicht zum Führen einer Videoapotheke«. Hußmann ist die Leiterin der PTA-Lehrakademie in Köln. Die PTA-Ausbildung solle zwar entsprechend angepasst werden, aber in üblichen PTA-Schulen sei dies gar nicht möglich.
Viele PTA würden die zusätzliche Verantwortung außerdem überhaupt nicht tragen wollen – von der Vergütung ganz abgesehen. Außerdem ergebe sich unweigerlich die Frage nach der Haftung. »Es kommen auch Kunden in die Apotheke, die auf Arztbesuche verzichten müssen oder wollen. Hier ist die Beratungskompetenz durch einen Apotheker gefragt.« Immerhin stünde im Pharmaziestudium viel mehr Naturwissenschaftliches auf dem Stundenplan, in der PTA-Ausbildung dagegen eher Praktisches.
»Mit Apotheken ohne Apotheker wird es unweigerlich Konsequenzen geben«, ist sich auch AKNR-Präsident Armin Hoffmann sicher. Lauterbach breche mit dem ApoRG sein Versprechen, dass es keine Leistungseinschränkungen für Bürger geben würde. Die Apotheke vor Ort sei oftmals die erste Anlaufstelle für Patienten. Hierfür sei hochqualifiziertes Personal erforderlich.
Bereits in der Coronavirus-Pandemie hätten die Apotheken durch ihre pharmazeutische Leistungsfähigkeit immer wieder die Versorgung sichergestellt, betonte der AKNR-Präsident, sei es durch die Herstellung von Desinfektionsmitteln oder die Beteilung an Impfkampagnen. »Das nun sehenden Auges aufzugeben, ist eine gesundheitspolitische Bankrotterklärung«, so Hoffmann über die fehlende Wertschätzung aus der Politik. Er kritisierte außerdem, dass im ApoRG wenig über Bürokratieabbau zu lesen sei. Genau das sei aber notwendig: Apotheker bei nicht pharmazeutischen Tätigkeiten zu entlasten.
Vielmehr belastet das geplante Gesetz die Apotheken finanziell, wie der Rechtsanwalt und Steuerberater Gabriele Amoriello von der Treuhand Hannover Steuerberatung und Wirtschaftsberatung für Heilberufe GmbH erläuterte. Das ApoRG sei nicht geeignet, die Apotheken wirtschaftlich zu stabilisieren. Es gebe keine Maßnahmen, um erwartete Kostensteigerungen zu kompensieren. Die Durchschnittsapotheke hätte zwar rechnerisch 16.000 Euro mehr Rohgewinn, aber auch 20.000 Euro Mehrkosten pro Jahr – plus Skontoverlust. Es sei weder eine gezielte Stabilisierung der Apotheken noch ein Ende der Schließungswelle abzusehen.