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Alarmbereit gegen Covid-19

Darum erkranken Kinder meist weniger schwer

Kinder infizieren sich wie Erwachsene mit SARS-CoV-2, haben im Vergleich zu älteren Menschen aber ein deutlich niedrigeres Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Mithilfe von Einzelzellanalysen ist eine Ursache hierfür entdeckt worden.
Sven Siebenand
18.08.2021  17:53 Uhr

In »Nature Biotechnology« informiert ein Team um Jennifer Loske vom Berlin Institute of Health (BIH), dass es Proben aus der Nasenschleimhaut von gesunden und von mit SARS-CoV-2 infizierten Kindern und Erwachsenen gesammelt hat und an diesen Einzelzell-Transkriptom-Analysen durchgeführt hat. Die Forschenden untersuchten also, welche Gene in welchen Zellen wie häufig abgelesen wurden. Insgesamt wurden für diese Studie 268.745 Zellen von 42 Kindern und 44 Erwachsenen analysiert.

In der Publikation heißt es, dass Zelleintritts-Rezeptoren für das Virus, vor allem ACE2, bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen nicht unterschiedlich stark exprimiert werden, sodass die Rezeptordichte also keine Erklärung für unterschiedliche Krankheitsverläufe bei Kindern und Erwachsenen sein kann. Vielmehr machten die Forschenden einen anderen bedeutenden Unterschied aus.

Für eine schnelle Immunantwort gegen SARS-CoV-2 müssen sogenannte Mustererkennungs-Rezeptoren (Pattern Recognition Receptors, PRR) aktiviert werden, die das Erbgut des Virus, erkennen und eine Interferon-Antwort einleiten. Infiziert das Coronavirus eine Zelle, überrumpelt es normalerweise dieses Frühwarnsystem, wodurch diese Anti-Virus-Antwort zumeist eher schwach ausfällt und das Virus sich massiv in der Zelle vermehren kann, heißt es in einer Pressemitteilung des BIH. Bei den Untersuchungen fiel auf, dass dieses Mustererkennungssystem bei Zellen von Kindern deutlich stärker ausgeprägt als bei Zellen von Erwachsenen, sodass das Virus, sobald es in der Zelle ankommt, schnell erkannt und bekämpft werden kann. Als besonders wichtig wurden die PRR MDA5 und RIG-I ausgemacht.

Um zu beweisen, dass es genau dieser Mechanismus ist, der zu einer schnellen Elimination von SARS-CoV-2 führt und die Kinder schützt, wurden weitere Untersuchungen angestellt. Im Labor wurden Lungenepithelzellen mit SARS-CoV-2 infiziert. Dabei zeigte sich, dass das Vorhandensein genau jener PRR, die bei den Kindern stärker ausgeprägt sind, darüber entscheidet, ob infizierte Zellen schnell genug auf eine Infektion mit dem Virus reagieren können.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass das kindliche Immunsystem auf die Attacke von SARS-CoV-2 offenbar besser vorbereitet ist als das von Erwachsenen. Die Zellen der oberen Atemwege befinden sich sozusagen bereits in erhöhter Alarmbereitschaft und können das Virus im Falle einer Infektion schnell bekämpfen, bevor es sich massiv vermehrt.

Die neuen Erkenntnisse darüber, warum Kinder besser geschützt sind, könnten auch für Erwachsene eines Tages von Nutzen sein. »Wir haben aus dieser Studie gelernt, dass es offensichtlich nicht nur Risikofaktoren für schwere Covid-19-Verläufe gibt, sondern auch schützende Faktoren. Aus dem Wissen heraus, welche Voraktivierungen hilfreich als Schutz vor bestimmten Viren sind, könnte man nun auch darüber nachdenken, eine derartige Anti-Virus-Antwort bereits vor einer Infektion gezielt zu induzieren und so möglicherweise Risikopatienten vor einer schweren Erkrankung zu schützen«, schildert Seniorautorin Professor Dr. Irina Lehmann vom BIH einen möglichen Ansatz.

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