Dalbavancin vereinfacht Standardtherapie |
Johanna Hauser |
15.10.2025 11:00 Uhr |
Das Bakterium Staphylococcus aureus ist weltweit einer der häufigsten Krankheitserreger, der schwere Blutstrominfektionen (Sepsis) verursachen kann. / © Adobe Stock/Chansom Pantip
Staphylococcus aureus (S. aureus) ist nach Escherichia coli der häufigste Erreger von Blutstrominfektionen (Sepsis). Die derzeitige Standardtherapie einer unkomplizierten S.-aureus-Bakteriämie besteht in einer 14-tägigen intravenösen Antibiotikatherapie, die teils täglich appliziert werden muss. Finden sich weiterhin Anzeichen für eine Infektion, beispielsweise Symptome oder eine positive Blutkultur, wird für weitere vier bis sechs Wochen antibiotisch behandelt.
Ein Team um Dr. Nicholas A. Turner untersuchte nun, ob sich mit Dalbavancin das verlängerte Therapieregime vereinfachen lässt. Das lang wirksame lipophile Glykopeptid-Antibiotikum hat eine Halbwertszeit von 333 bis 405 Stunden und muss daher nur einmal wöchentlich gegeben werden. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachmagazin »JAMA« veröffentlicht.
An der randomisierten Phase-II-Studie DOTS nahmen 200 Patienten von 23 medizinischen Zentren in den USA und Kanada mit schweren Staphylokokken-Blutstrominfektionen teil. Zu Beginn wurden die Teilnehmer für drei bis zehn Tage mit einem Breitbandantibiotikum therapiert. Zwar waren im Blut keine Bakterien mehr nachweisbar, dennoch bestand das Risiko für einen komplizierten Verlauf. Die Patenten wurden daher weiterbehandelt.
Die Hälfte der Teilnehmenden erhielt für vier bis sechs Wochen die Standardtherapie. Diese bestand bei Methicillin-sensiblen S. aureus aus Nafcillin, Oxacillin oder Cefazolin, bei Methicillin-resistenten S. aureus aus Vancomycin oder Daptomycin. Die andere Hälfte der Patienten erhielt zwei Infusionen mit 1500 mg Dalbavancin an Tag eins und Tag acht.
Der Behandlungserfolg wurde nach 70 Tagen mittels des »Desirability of Outcome Ranking« (DOOR) beurteilt. Dieser umfasste fünf Komponenten: klinischer Erfolg, infektiöse Komplikationen, Sicherheitskomplikationen, Mortalität und gesundheitsbezogene Lebensqualität. Die Auswertung ergab mit 47,7 Prozent für die zweimalige Infusionstherapie zwar einen leichten Nachteil für Dalbavancin, dieser war aber statistisch nicht signifikant. Die Sicherheit der Therapie war in beiden Gruppen vergleichbar.
Wider Erwarten bewerteten die Teilnehmer jedoch die Lebensqualität unter der Standardtherapie mit dauerhaftem intravenösem Zugang nicht schlechter als unter der zweimaligen Infusion. Dennoch ziehen die Studienautoren ein positives Fazit: »Unsere Ergebnisse liefern Patienten und Gesundheitsdienstleistern Daten, die ihnen bei der Entscheidung über die Behandlung einer komplizierten S. aureus-Bakteriämie eine zusätzliche Wahlmöglichkeit bieten«, sagte Turner in einer Pressemitteilung des National Institutes of Health (NIH), das an der Studie beteiligt war.